„Blick“ jammert über zeigefreudige Prominente

Selbstdarstellungs-Wahn! Exhibitionismus! Narzisstische Züge! Der „Blick“ beklagt die Dreistigkeit von Prominenten, die es wagen, auf Twitter Fotos von sich zu veröffentlichen.

"Blick" vom 29. Oktober 2014, Seite 2
„Blick“ vom 29. Oktober 2014, Seite 2.

„Jeder jammert über die Privatsphäre – und wir zeigen alles!“ – so ist die gestrige Seite 2 des „Blick“ übertitelt. Ruedi Studer und Nico Menzato beklagen sich im Text über Prominente, die eigene Fotos auf eigenen Kanälen veröffentlichen:

Zwar wird viel über den Verlust der Privatsphäre gejammert. Das hindert viele Schweizer und manche helvetischen Promis aber nicht daran, in den Social Medias ihr Privatalbum zu öffnen (siehe Bilder).

Ähm, Moment. Wer eigene Bilder kontrolliert auf eigenen Kanälen veröffentlicht, bestimmt seine Privatsphäre eigenverantwortlich. Wie auf den abgedruckten Bildern zu entnehmen ist, veröffentlichen die angesprochenen Prominenten vornehmlich Fotos, die man auch „dem Grosi zeigen“ könnte, ganz so wie Experte „Medienpsychologe Gregor Waller von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften“ im Text empfiehlt.

Etwas ganz anderes ist es, wenn ein Fotograf Prominente ohne ihr Wissen und ihr Einverständnis abknipst, zum Beispiel in familiärer Atmosphäre Zuhause, am Strand oder in einem Restaurant – das ist ein gezielter Bruch der Privatsphäre. Und wo landet der nicht selten? Abgedruckt in Boulevardzeitungen wie dem „Blick“, versehen mit zum Teil hämischen Kommentaren. Dass der stv. Chefredaktor der Boulevardzeitung, Andreas Dietrich, den Prominenten vorwirft, sie seien „Intim mit Krethi und Plethi“, hat schon etwas Absurdes. Lebt nicht seine Zeitung vom Ausschlachten exakt solcher Details?

Merke, „Blick“: Prominente beklagen sich nicht über die Privatsphäre, wie sie sie selbst bestimmen. Prominente beklagen sich darüber, wie sich andere anmassen, die Grenzen ihrer Privatsphäre auszulegen.