Journalismus braucht eine eigene Plattform

Ein wahrer Shitstorm brach diese Woche über Facebook herein, nachdem die Plattform eine berühmte Fotografie aus dem Vietnam-Krieg löschte. Es zeigt einmal mehr das Dilemma zwischen Facebook und Journalismus auf.

Was geschah da genau? Die auflagenstärkste norwegische Zeitung «Aftenposten» verbreitete eine ikonische Kriegsfotografie auf dem sozialen Netzwerk. Es zeigt die neunjährige Kim Phuc, die 1972 vor den Napalm-Bomben der Amerikaner flüchtet. Das Foto drang in das öffentliche Bewusstsein der USA ein, löste grosse Empörung und Proteste aus. Es ist ein Zeitdokument.

Facebook war da anderer Meinung und löschte das Foto von seiner Plattform. Die Reaktion kam promt – von «Aftenposten»-Chefredakteur Espen Egil Hansen höchstpersönlich. Sein offener Brief machte weltweit die Runde.

Doch damit nicht genug: Facebook schaffte es sogar, einen Post des norwegischen Premiers zu löschen, der das Foto ebenfalls teilte und die Plattform für ihre Zensur kritisierte.

Facebook versuchte die Entscheidung zu verteidigen, um dann zurück zu krebsen und zu versprechen, die gelöschten Posts wieder herzustellen.

Was bleibt, ist ein schaler Nachgeschmack: Die grösste News-Plattform der Welt brachte es nicht fertig, angemessen zu kommunizieren und stand mitten in einem Shitstorm.

Doch die eigentliche Frage lautet doch: In welcher Beziehung stehen Journalismus und Facebook zueinander?

Die Journalistinnen und Journalisten stecken in einer Zwickmühle. Sie müssen in einer digitalisierten Welt dahin, wo das Publikum ist. Doch diese Plattformen sind abgeschlossene Systeme – mit eigenen Regeln und Gesetzen. Die Medien können nur eins: sich fügen oder untergehen. Reihen sich die Medien ein, opfern sie die Hoheit über ihre Inhalte. Tun sie es nicht, fehlt das Publikum.

Allerdings muss man sich ebenso bewusst werden, dass Facebook keine News-Plattform ist. Das Unternehmen handelt nicht nach journalistischen Kriterien – und scheint auch keine Anstalten zu machen, es künftig zu tun. Deshalb scheint klar: Das Risiko, vollständig in den sozialen Netzwerken aufzugehen, ist zu gross. Journalismus braucht auch im Zeitalter der Social Media eigene Plattform, auf der Auswahl und Qualität gewährleistet werden kann.