80 und kein bisschen weise

Die Weltwoche, publizistisch heute weitab vom Mainstream, feiert einsam ihren 80. Geburtstag. Hitler und Hildebrand stehen (auf dem Titel) in einer Reihe.  

„80 Jahre Widerspenstigkeit“ betitelt WeWo-Redaktor Andreas Kunz seinen kurzweiligen Ritt durch die Jahrzehnte des Wochenblatts. Reichlich Reminiszenzen an verflossene Zeiten serviert er darin: So erfahren wir, dass zu den besten Zeiten Spesenrechnungen kein Thema waren: Der Bundeshausredaktor kam mit dem Taxi aus Bern an die Redaktionssitzung.

Tempi passati. Heute befindet sich „der Printjournalismus in der wohl grössten Krise seiner Geschichte“ und mit ihm eine von Anzeigen- und Leserschwund geplagte Weltwoche. Damit können Besitzer, Verleger und Chefredaktor Roger Köppel und seine ausgedünnte Redaktion offenbar umgehen. Denn damals wie heute „schuf sich die Weltwoche ihre Aktualität selber.“ und: „Die Weltwoche musste ihre eigene Überflüssigkeit schon immer durch Kreativität und journalistische Leistungen überwinden.“

Die Geschichte des Blattes, „eine Chronik voller Abenteuer und Kuriositäten, mit Skandalen, drohenden Zusammenbrüchen und überraschenden Wiederauferstehungen“, zeigt denn auch die Wandlungen von rechts nach links und wieder (weit) nach rechts. Über den ersten Chefredaktor Karl von Schumacher und seinen Kurs heisst es: „Gegenüber Hitler war die Weltwoche anfänglich recht nachsichtig. Im Leitartikel der ersten Ausgabe forderte K.v.S. «Sachliche Beziehungen zu Deutschland»“.

Zum 25. Geburtstag im Jahr 1958 gab es noch Glückwunschschreiben von (seinerzeitigen) Grössen wie Konrad Adenauer, Willy Brandt und Golda Meir, von Paul-Henri Spaak, C.G. Jung und Carl Zuckmayer. Wir gratulieren – in Ermangelung von Grössen der internationalen Politik – leise und wünschen dem Blatt, das sich zuletzt durch konsequentes Andersdenken zu profilieren suchte,  für die kommenden Jahre ein wenig Altersmilde.

80 Jahre Widerspenstigkeit