9/11: Wie Journalisten den Tag erlebten

Der 11. September 2001 war eine Ausnahmesituation für New York. Und für Menschen rund um die Welt. Auch Schweizer Journalisten erinnern sich daran.

US-Soldaten erinnern an 9/11
Bild: US-Soldaten erinnern an 9/11, public domain

Andreas Wysling erfuhr die Nachricht „auf dem ältesten aller Nachrichtenkanäle“, dem mündlichen:

Eine Nachbarin kommt ganz aufgeregt und redet drauflos: ‚Habt Ihr das gehört? Zwei Flugzeuge sind in beide Türme der Twin Towers gerast, eines ins Pentagon, und ein entführtes Flugzeug ist noch in der Luft!‘ Meine erste Reaktion ist: ‚Was, die Twin Towers? Voll ins Ziel!‘ Kaum habe ich das gesagt, scheint meine Reaktion mir selbst unheimlich, eigentlich unmenschlich. Wie kommt es, dass ich das Ereignis sogleich aus der Perspektive der Terroristen einordne?

Michèle Schell dagegen sass vor dem Agenturticker:

Eine seltsame kleine Meldung erregte plötzlich meine Aufmerksamkeit: ‚Kleinflugzeug fliegt in World Trade Center‘. Ich weiss noch, wie wir im Team überlegten, wie so etwas geschehen könne, als wenig später ein ‚Flash, Flash, Flash‘, eine Meldung allerhöchster Dringlichkeit, auf dem Bildschirm erschien: ‚Passagiermaschine kracht in WTO-Turm – kein Kleinflugzeug‘. Jetzt waren wir in totaler Aufregung und suchten verzweifelt auf amerikanischen Websites nach mehr Informationen. Doch fast alle Nachrichtenseiten waren überlastet.

„An der Arbeit, in den Ferien oder beim Zügeln überrascht“ (nzz.ch)

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Jan Derrer vom „Newsnetz“ besucht den damaligen Sprecher der „Tagesschau“, Heinrich Müller, und bittet ihn, sich doch nochmals anzusehen, wie er an diesem Abend die Sendung eröffnete.

Dabei wird er von Gefühlen überwältigt. Ein bewegendes Gespräch.

„Ich wollte das nie mehr anschauen“ (tagesanzeiger.ch, Video, 2:53 Minuten)

Die damalige Sendung in voller Länge kann man sich in diesem Dossier 9/11 ansehen (sf.tv, Video, 29:46 Minuten)

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20min.ch befragt keine Journalisten, sondern Menschen auf der Strasse:

„Wo waren Sie wirklich am 11. September?“ (20min.ch, Video, 1:40 Minuten)

Nur einer erfuhr es erst Stunden später. Der damalige Bundespräsident Moritz Leuenberger:

Wie haben Sie von den Terroranschlägen erfahren?
Das ist es ja gerade: Die Nachricht wurde mir als Bundespräsident nicht überbracht! Ich erfuhr erst nach dieser Sitzung von den Anschlägen – als das Ganze schon seit Stunden im Fernsehen gezeigt wurde. Mir war sofort klar, dass da etwas von weltpolitischem Ausmass im Gange war, zu dem sich der Bundespräsident äussern muss.

Man hätte Sie aus dieser Sitzung holen müssen!
Ja, natürlich. Das war ein Fehler der damaligen Bundeskanzlei, den sie auch erkannte. Bei den folgenden Katastrophen wurde ich jeweils sofort informiert.

„Ich würde mich gehen lassen, hiess es“ (20min.ch, L. Egli und L. Mäder)

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SF-Korrespondent Arthur Honegger hat Menschen aus New York befragt:

Für Wendy kam der schwierigste Moment nicht, als sie vom Tod ihres Mannes Bill erfuhr. Er kam Wochen später, als ihr in der Leichenhalle mitgeteilt wurde, dass man die Kamera des Fotojournalisten gefunden hatte – mit intakten Bildern. Wendy sah so die letzten Augenblicke im Leben ihres Mannes durch dessen Augen. Danach beschloss sie, die Bilder trotz allem zu veröffentlichen; Bill hätte sich das gewünscht, sagt sie mir.

„10 Jahre danach: Die Stimmen von 9/11“ (korrespondenten.blog.sf.tv)

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Einen schönen Rückblick auf die beiden Türme erhält man, in dem man diesen NZZ-Artikel vom 6. März 1972 liest:

NZZ von 1972