Alles Schrott oder was?

Michael Ringier hat sich weit aus dem Fenster gelehnt. Seine Pauschalkritik an digitalen Inhalten taucht die Online-Aktivitäten des eigenen Verlags in ein fahles Licht.  

“Den Schrott gibt es im Internet”, ein Satz, der sitzt, abgesondert vom mächtigsten Verleger in unserem Land. Was Michael Ringier damit meint: Qualität gibt es nur auf Papier.

Sabria David vom Slow-Media-Blog ist das in den falschen Hals. In einer kurzen, trockenen Replik wettert sie: „Ganz ehrlich, ich bin diese Ignoranz allmählich leid. Lieber Herr Ringier, lassen Sie es mich noch einmal sagen, nur einmal noch: SCHROTT gibt es im Internet UND auf Papier, genauso wie es QUALITÄT auf Papier UND im Internet gibt. Kein klar denkender Mensch wird das im Ernst leugnen können.“

Was Ringiers Aussage für all die Hunderten von Kollegen bedeutet, die in der Ringier-Gruppe den Schrott veredeln dürfen, sei dahin gestellt. Sie ist Ausdruck der Ratlosigkeit, der fehlenden Geschäftsmodelle. Und Michael Ringier ist mit seiner Meinung nicht allein.

Die Zukunft des Zeitschriftengeschäfts bestehe darin, den Journalismus mit den ältesten Regeln des Handwerks zu achten und mit den neuesten Technologien zu fördern, sagte er auf den „Zeitschriftentagen“ des Verbandes der Zeitschriftenverleger (VDZ). „Wir brauchen journalistisches Edelmetall“, meinte er — als Abgrenzung zum Internet, in dem es den „Schrott“ gebe. In Bezug auf Online-Amateurinhalte sagte er: „Es gibt keine Schwarmintelligenz, dafür haben wir den digitalen Mob.“

Die Kritikerin Sabria David ruft den Verlegern zu: „Finden Sie Geschäftsmodelle, die es diesen zukünftigen Journalisten ermöglichen, Qualität zu machen! Oder finden Sie jemanden, der ihnen dabei hilft. Denn ja, es gibt Modelle und noch jede Menge unentdeckte und ungedachte Möglichkeiten. Aber diese Nischen findet nur, wer innehält und hinsieht. Das geht nicht mit business as usual und Pfeifen im Walde.

Die Sache hier ist ernst, meine Herren. Es geht um die Zukunft des Journalismus. Das sollte ein bisschen Aufmerksamkeit und Neudenken wert sein.“

www.slow-media.net