Als Innenminister ungeeignet

Roger de Weck, Publizist, Kolumnist und ausgemusterter Redaktor der „Zeit“ und des „Tages-Anzeiger“ erhält 10 Jahre nach seinem Rauswurf als TA-Chefredaktor eine ganze Seite gewidmet. Edelfeder Jean-Martin Büttner verrät, warum Edelfeder de Weck an der Werdstrasse scheitern musste. Ein opulentes Sittengemälde aus dem Hause Conninx, voller Interna und Externa.

„Die Grenze sehe ich dort, wo das Blatt meinem Anspruch nicht länger gerecht werden könnte“, schrieb Roger de Weck 1997 in seinem chefredaktionellen Abschiedskommentar. Doch in Wahrheit waren nicht Kürzungen im Redaktionsbudget, sondern eine offensichtliche Fürhungsschwäche Grund für den Abgang des zweisprachigen Aristokraten-Sohns. Er sei „zu sehr sachorientiert“ gewesen, sagt de Weck zu de Büttner heute, „aber eine Zeitung macht man mit Menschen; ich habe mich nicht genug ausgetauscht“.

„Die Redaktion fühlte sich von ihrem Chefredaktor in einer schwierigen Lage allein gelassen. Zugleich warf sie ihm vor, mit seinem egozentrischen Führungsstil zu dieser Lage beigetragen zu haben.“, schreibt Jean-Martin Büttner, der damals als hoffnungsfroher Nachwuchs-Schreiber erste Dylan-Kritiken verfasste. Und weiter: „Auch in der Führungsspitze der TA-Media, wie das Verlagshaus damals hiess, löste seine Kündigung Irritationen aus. Dass der Chefredaktor mit seinem Abgang „die Pressefreiheit fast nur für sich gepachtet hatte“, wie es Verwaltungsratspräsident Hans Heinrich Coninx heute formuliert, „hat auch mich gekränkt“. Für Conninx steht fest, dass de Wecks Abgang „ihm selbst genützt und der Zeitung geschadet habe.“

De Weck habe unter den Anfeindungen der Redaktion weit mehr gelitten als er nach aussen hin eingestand, erinnert sich seine damalige Sekretärin, die heute, weit jenseits des Pensionsalters, über Alltägliches kolumniert, genau wie ihr damaliger Chef im Sonntagsblatt des Hauses Tamedia. Die treffende Bilanz in Büttners Hintergrund-Bericht aus dem eigenen Laden wird durch einen nicht genannten Redaktor kolportiert: „Als Aussenminister vertrete er die Zeitung vorzüglich, doch sei er ein sehr schlechter Innenminister.“ Der Verdacht, er habe den Bettel nur darum hingeschmissen, weil er schon einen Job bei der „Zeit“ in Hamburg in der Tasche hatte, geisterte damals durch die Tagi-Redaktionsräume. Und lässt sich auch heute nicht ausräumen. (pv.ch)