Arbeitslosenkasse Tamedia

An der Generalversammlung der Dank ans Personal, dann gab es Dividenden für die Aktionäre. Und jetzt der Laufpass für gegen 100 Leute, fast 70 beim Tagi, über 20 beim Bund und der Rest im Verlag und bei den Freien. Die Aktionäre wird es freuen, auch wenn Tamedia eine Weile Arbeitslosenkasse spielen wird.

In einer ersten Reaktion schreibt Impressum: „Der „Tages Anzeiger“ streicht 50 Vollzeitstellen auf der Redaktion. Den Mitarbeitenden wurde noch an der GV vom 12. Mai für ihren Beitrag zum guten Geschäftsergebnis gedankt. Aber die Aktionäre erhalten den Lohn dafür, nämlich 42 Millionen Franken als Dividenden. Mit einem Bruchteil davon hätten Entlassungen bis zur Überbrückung der Krise vermieden werden können.

Immerhin wurde – anders als bei gewissen anderen Medienunternehmen – ein guter, verhandelter Sozialplan zugesichert. impressum wird die betroffenen Medienschaffenden juristisch und beratend unterstützen. impressum ist enttäuscht über die einseitig auf Aktionärsinteressen ausgerichtete Strategie von tamedia. Das Personal ist heute informiert worden, dass 50 Vollzeitstellen abgebaut werden – das dürfte etwas 70 Personen betreffen.

Ein Drittel der ausgeschütteten Dividenden hätte gereicht, um durch Reservenbildung die 50 Vollzeitstellen auf der Redaktion für eine rund zweijährige Krise zu sichern, um damit die Qualität der Produkte wie des „Tages-Anzeigers“ – die wirtschaftliche Basis des Unternehmens – zu erhalten. Wie aus dem Jahresabschluss 2008 hervorgeht, ist Tamedia in einer finanziell komfortablen, kerngesunden Verfassung. Ohne diese wäre auch die schrittweise Übernahme des Schweizer Geschäfts von Edipresse kaum möglich gewesen, die für die Hälfte der geplanten Beteiligung bereits 226 Millionen Franken verschlungen hat.

Der Verwaltungsrat setzt auf höhere Renditen durch Pendlerzeitungen und online-Portale. Anstatt die Herausforderung zu wagen, die Qualität der Traditionszeitung „Tages-Anzeiger“ wettbewerbsfähig zu halten, stellt tamedia das journalistische Fundament seines Stammblatts aufs Spiel. tamedia beherrscht heute mehr gesellschaftlich unentbehrliche Titel als jedes andere Schweizer Medienunternehmen. impressum erwartet, dass tamedia seiner publizistischen Verantwortung und den Interessen der Leserschaft den Vorrang gibt und durch Qualitätsjournalismus den Wert des Unternehmens erhält. Der Erhalt der bezahlten Qualitätszeitungen ist gefragt und wirtschaftlich realistisch. Ein Beispiel einer rentabel gemachten schwedischen Tageszeitung der Grösse des „Tages Anzeigers“ beschrieb Constantin Seibt im selbigen vom 7. Mai 2009.

Immerhin hebt sich tamedia mit der Zusicherung eines guten, mit Verbänden und Personalvertretungen verhandelten Sozialplans von vielen anderen Unternehmen der Branche, die ebenfalls Personal abbauen, deutlich ab. Der Plan soll die sozialen Folgen von Entlassungen nachhaltig lindern und die Möglichkeiten der Betroffenen, auch in der Krise eine neue wirtschaftliche Basis zu finden, wirksam fördern. impressum wird die Betroffenen mit Beratung und Rechtschutz unterstützen.

Zum gleichen Thema: Impressum zum Abbau beim „Bund“

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