Auf gute Nachbarschaft

Die Deutschen kommen – in die Spalten der Printmedien, und über den Äther auf den Farbfernseh-Schirm. Auch in den Redaktionen sind die nördlichen Nachbarn gut vertreten – nicht immer gut integriert.

Hilfe, die Deutschen kommen. So tönt es dieser Tage in Helevtiens Medien. Das faktentreue „Facts“ bringt die Coverstory „Schweizer mobben Deutsche“, auch das Migros Magazin hievt die Story auf den Titel. In „20 Minuten“ empört man sich darüber, dass „Deutsche unsere Tankstellen stürmen“. Der Sonntagsblick analysiert scharf, dass „Deutsche unsere Jobs lieben“ (was Facts zum sentimentalen Gegentitel „Unerwiderte Liebe“ animiert). 

Tatsächlich, in Zürich sind sie nach 80 Jahren wieder die grösste Immigranten-Gruppe, und der Strom der Neuankömmlinge ist gross. Daraus macht der „Blick“ gleich eine Kampagne gegen die Flucht der nördlichen Nachbarn vor hohen Steuern und Arbeitslosigkeit. „Hilfe! Für die Deutschen gehören wir schon ihnen.“ Ein kürzlich ausgestrahltes SF-Doku-Drama brachte den Trend auch auf den Fernsehschirm und nun wird das Thema auch noch im „Club“ zerredet. 

Beim Fernsehen aber, anders als in den Printmedien, sind – oft wegen fehlender Mundartkenntnisse – die Deutschen untervertreten, vergleicht man ihren Anteil in den Redaktionen der Zeitungsredaktionen. Dort sind sie, so berichten Betroffene, zuweilen mehr unter sich, als unter allen, mehr schlecht als recht integriert. Denn auch im Wettbewerb der Schreibtalente zählt, was viele aus der Schweiz den Einwanderern vorhalten. Schnell, laut, eloquent, ein wenig arrogant – mit diesen Zutaten entstehen mitunter auch gute Artikel. (pv.ch) 

Nachtrag: Auch der „Tagi“ hat das Thema nun bemerkt. Kurz vor dem Fussballmatch der beiden Länder sprang die Redaktion mit drei tiefschürfenden Beiträgen und einem schleppenden Kommentar noch auf den fahrenden Zug.