Ausgezeichnete Journalisten

Bernard Imhasly (Gesamtwerk-Preis), Catherine Boss, Martin Stoll und Karl Wild (Kategorie Zeitung), Roland Bingisser (Kategorie Zeitschrift) und Dinu Gautier (Kategorie Nachwuchs) heissen die Gewinner des Zürcher Journalistenpreises 2009. Ehrengast der Preisverleihung in Winterthur war Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.

An der Feier zur 29. Preisverleihung, die in diesem Jahr wieder im Winterthurer Casinotheater stattfand, nahmen einmal mehr zahlreiche prominente Gäste aus Wirtschaft, Medien und Politik teil. Vor der Würdigung der drei Arbeiten und des Gesamtwerks durch die Jury referierte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf zum Spannungsverhältnis von Medien und Politik. Einen satirischen Schlusspunkt setzte der Dandy unter den Komikern, Andreas Thiel.

Die Preisträger (von links nach rechts): Roland Bingisser, Bernard Imhasly, Martin Stoll, Dinu Gautier, Catherine Boss und Karl Wild. (Foto: Felix Aeberli)

Die Jury richtete auch dieses Jahr einen Preis für das Gesamtwerk aus. Sie würdigt damit die herausragende, über viele Jahre erbrachte Leistung von Bernard Imhasly. Als Auslandkorrespondent der NZZ mit Standort in Dehli hat Imhasly mit seinen Berichten, Geschichten, Reportagen, Analysen und Kommentaren geholfen, die komplexe Region Südasien und besonders das enorm vielschichtige Land Indien einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen. Damit, so Jury-Präsident Fredy Gsteiger, erfülle er eine der nobelsten Aufgaben eines Journalisten: Des Vermittlers zwischen den Welten.

Catherine Boss, Martin Stoll und Karl Wild haben mit zwei Artikeln das grösste politische Erdbeben in der Schweiz seit Jahren ausgelöst. Ihre Recherchen führten letztlich zum Rücktritt eines Bundesrates. Der «Fall Nef» war die Story des Jahres, begründete Andrea Masüger namens der Jury den Entscheid für die Vergabe des Preises in der Kategorie Zeitungen. Hervorgehoben hat Masüger das faire Vorgehen des Autorenteams, das von Anfang an im Besitze aller Fakten war, und doch die Privatsphäre der Betroffenen weitgehend geschützt hat.

Roland Bingisser, der den Preis in der Kategorie Zeitschriften erhielt, weckt mit seiner bewegenden Reportage «Zum dritten Mal in der dritten Klasse» Verständnis dafür, was es heisst, in der Schweiz Analphabet zu sein. In unaufgeregten Worten schildert er das Schicksal von Betroffenen, ihr lebenslanges, oft demütigendes Tarnen ihrer Schwäche. Bingissers Verdienst ist es, die Nöte dieser Menschen, geschätzte 60000 allein in der Schweiz, öffentlich gemacht zu haben, sagte Margrit Sprecher in ihrer Laudatio.

Mit hartnäckiger, kontinuierlicher Recherche hat sich Dinu Gautier einem Thema angenommen, dessen Brisanz erst im Verlauf der Veröffentlichungen klar wurde. Ein grosser, namhafter Schweizer Industriekonzern beauftragt eine private Sicherheitsfirma, Kritikerinnen und Kritiker des Unternehmens und der Globalisierung, zu infiltrieren und auszuhorchen. Gautier, der den Nachwuchspreis erhält, schildert die Vorgänge des Falles detailgetreu und bleibt den Protagonisten auf den Fersen. Wie ein Krimi lesen sich die Artikel seiner Serie stellenweise, lobte Laudatorin Susanne Mühlemann die Beiträge des 25-jährigen Journalisten.

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf forderte als Gastreferentin die Medienschaffenden auf, die Leser nicht zu unterschätzen, dem Gemeinwesen Sorge zu tragen und Qualität über Spektakel zu stellen. Politik lasse sich nie auf Schlagwort-gesteuerte Ringkämpfe reduzieren, sagte die Justizministerin. (pv.ch)

Biographien, Texte und die Laudationes finden sich in der Broschüre zur Preisverleihung 2009 unter www.zh-journalistenpreis.ch/pdf/2009/ZJP_09.pdfzjp09.jpg