Backstage im Opernhaus
Anfang Juni haben wir gemeinsam mit ZPV-Mitgliedern einen Abstecher ins Zürcher Opernhaus gemacht und einen spannenden Einblick erhalten.
ZÜRICH 1. Juni 2024
Der Mediensprecher für Ballett Michael Krüger lüftet den Vorhang bzw. führt 21 Interessierte vom ZPV durch das Haus. Treffen in der Halle mit Geschichte: Eröffnung des Stadt-Theaters 1891, welches seit den 1960er Jahren Opernhaus heisst. Der Zuschauerraum ist für 1100 Personen gebaut, seit 12 Jahren steht Intendant Andreas Homoki an der Spitze. Die Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 8'808'000 Franken organisiert im Auftrag des Kantons Zürich Musiktheater und Ballett. Der Rundgang führt durch unergründliche Wege hinter die Bühne in das angebaute Haus, den «Fleischkäse». Alles eng, niedrig. Ein Treppenhaus windet sich ins 4. Untergeschoss bis zu Probebühnen und Lagerraum. 16'000 Kleiderständer stehen in Garderoben, Gängen und Abstellräumen. Mit 17 Neuproduktionen, 300 Aufführungen jährlich gehört das Opernhaus zu den produktivsten Häusern Europas. Kostüme, Requisiten und Kulissen, alles muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Aus Platznot ist in Oerlikon eine Fabrikhalle zugemietet. Sieben Tage die Woche kreuzen Opernhaus-Lieferwagen durch die Stadt. Der aktuelle Spielplan bestimmt. Nach seinem Regime muss sich auch die Maskenbildnerin richten, sie berichtet uns, wieviel Zeit sie pro Make-Up benötigen darf: Frauen 15 und Männer 10 Minuten. Die Perücken sind hausgemacht, auch jede Glatze muss sitzen. Die Kostüme werden in der eigenen Schneiderei genäht, bei Bedarf angepasst, geflickt – wenn etwa ein Sänger krank ist und die zweite Besetzung zehn Kilo leichter. Während der Aufführung zählen Sekunden für einen Kostümwechsel. Die Faszination der Theaterwelt ist überall spürbar. Ein Bühnenmitarbeiter, der stolz verkündet, er sei Vorhang- und Teppichmeister. Die Bühne wird meistens zweimal pro Tag neu eingerichtet. 800 Menschen (teilweise Teilzeit) aus 38 Nationen geben ihr Bestes damit alles nach Regie läuft, die Sicherheit gewährleistet ist und das Publikum begeistert applaudieren kann. Graffitis an Wänden sind stumme Zeugen vom Hausgeist: «Das Haus will Deine Seel».
Franca Siegfried