Bärte! Bärte! Bärte!

Der Bart ist definitiv im Journalismus angekommen, und zwar in der wichtigsten Talksendung und in der Chefredaktion der wichtigsten Zeitung.

Markus Spillmann (Screenshot: srf.ch)
Huch, ein Bart! Markus Spillmann in der Sendung „NZZ Standpunkte“ (Screenshot srf.ch)

Daniel Arnet von der „Sonntagszeitung“ war kürzlich offenbar regelrecht schockiert, als ihm ein wilder Schriftsteller aus der Westschweiz über den Weg lief. Sein Artikel über ihn begann jedenfalls wie folgt:

Joël Dicker, 28, ist eine ehrliche Haut: Unrasiert erscheint er in der Lobby des Hamburger Hotels zum Gespräch und versucht seine Ungepflegtheit nicht zu verbergen. Gestern sei er noch in Bordeaux gewesen, nun sei sein Gepäck dort geblieben, entschuldigt er sich für die Bartstoppeln.

„Ungepflegtheit“? Offenbar muss man sich also entscheiden zwischen einer Glattrasur und einem Vollbart, um als „gepflegt“ zu gelten.

Zwei sehr bekannte Herren im Schweizer Medienbusiness haben sich für letzteres entscheiden und sind als Gesichtshaarträger aus der Sommerpause zurückgekehrt, so der Talker der Nation, Roger Schawinski:

Roger Schawinski (Screenshot srf.ch)
Screenshot srf.ch

Der „Blick“ widmete dem Thema am 21. August gleich eine halbe Seite und schrieb über die „Kinnmatten“ von Stephan Klapproth, Nik Hartmann, Roger Brändlin und Lukas Studer:

Ausschnitt "Blick"

Aber auch Markus Spillmann, Herr über die international renommierteste Zeitung der Schweiz, zeigte sich gestern Nachmittag in der Sendung „NZZ Standpunkte“ (Gast: Egon Bahr) minimal verändert:

Markus Spillmann (Screenshot srf.ch)
Screenshot srf.ch

Es scheint fast, als wären wir wieder mal auf dem Höhepunkt eines grossen Bartbooms, die letzte so richtig haarige Zeit liegt ja lange zurück, das waren wohl die 1970er-Jahre (und natürlich die Jahre vor 1900). Roger Schawinski, man erinnert sich, trug Ende der 1970er einen Schnauz. Der kommt sicher auch bald mal zurück. Wie fast alles.

Das Schöne am Schreiben ist ja, dass es sehr egal ist, wie man dabei aussieht. Sogar der rundum verzottelte Niklaus Meienberg brachte kristallklare Sätze auf das Papier. Der Inhalt entscheidet, nicht das Haar im Gesicht.