Bauchladen bei der NZZ

Korrespondenten zu halten, zumal in fernen Ländern, ist eine teure Sache. Was liegt in Zeiten des Spardrucks näher, als die kostbare Ressource besser auszulasten. Die NZZ schnallt ihren Leuten in den ultra-teuren Städten Moskau und Tokio den Bauchladen um. Und das ist erst der Anfang.

Die Regionalblätter machen es seit langem vor. Aus Brüssel und Berlin, Paris oder London berichtet jeweils „unser“ Korrespondent und erklärt den Leserschaften in der hiesigen Provinz den dortigen Lauf der Dinge, vorzugsweise mit aufgesetzter Schweizer Brille. Für die Korrespondenten vor Ort heisst dies, Zeilen schinden, flexibel bleiben, reagieren und liefern, wenn der Auslandchef vom Newsdesk der Zeitung A, B oder C anruft. Bauchladen nennt man das Teilen eines Aussenpostens. Der Verkäufer trägt dabei seine Ware vor sich, die Authentizität vom Ort des Geschehens, und bietet sie laut rufend jedem an, der es brauchen kann.

Nun bricht der Damm auch bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), jedenfalls im Ansatz. Für ihre Wirtschaftsberichterstattung aus Russland und aus Japan geht die NZZ mit der geistesverwandten Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eine Kooperation ein: Aus Moskau wird künftig der NZZ-Korrespondent auch für die FAZ tätig sein, umgekehrt bezieht die NZZ Berichte vom Japan-Korrespondenten der FAZ. Den Leserinnen und Lesern verspricht das einzige Schweizer Weltblatt „eine dichte und vielfältige Berichterstattung aus den zwei Ländern, ohne dabei die spezifischen Qualitäten des jeweiligen Titels zu verwässern“.

Von der Zusammenarbeit, die vor 30 Jahren schon einmal ins Leben gerufen worden war, nicht betroffen sind vorerst die seitens NZZ und FAZ bereits bestehenden Korrespondentenposten für das Politische in beiden Ländern. In Ländern wie Frankreich, Grossbritannien, Deutschland und USA leistet sich die NZZ immer noch den Luxus von zwei vollamtlichen und bis zur drei nebenamtlichen jornalistischen Zuträgern.

Der vergleichsweise grosse Korrespondentenstab in aller Welt, der als einer der Gründe für die bescheidene Rentabilität der NZZ-Gruppe gilt, war lange Zeit das Qualitätsmerkmal des Hauses. Und, wer es in den engeren Zirkel der zeichnenden Redaktionen vordringen wollte, musste sich den Karriereschritt mit entbehrungsreichen Auslandjahren abverdienen. Entsprechend prominent sind die Berichte aus fernenen Ländern denn auch im Blatt, auch wenn sie – in Zeiten von CNN und BBC, Google-News und RSS – kaum noch jemand wirklich liest. Nun aber bangen in aller Welt die wenig beschäftigten, aber weich gepolsterten NZZ-Berichterstatter um ihre Pfründe. (pv.ch)