Blick auf den Boden

Mit einem Kotau, der seinesgleichen sucht, streuen Blick und SonntagsBlick Asche auf ihr Haupt. Die beiden Ringier-Blättern rücken auf ihre Frontseiten Entschuldigungen an Jürg Maurer, den sie im letzten Sommer den Titel als „frechster Pensionskassenmanager der Schweiz“ umgehängt haben.

Wo sonst grosse Bilder und noch grössere Titeleien hängen, gibt es für einmal Bleiwüste. Die beiden Blick-Blätter publizieren wortreich einen vor dem Bezirksgericht Arbon erzielten Vergleich, der im Anschluss an die Gerichtsverhandlung vom 10. und 11. September über die Klage Maurers wegen Persönlichkeitsverletzung vereinbart worden ist. Neben dem halbseitigen „Sorry, Jürg Maurer“  zahlt Ringier im Namen des „frechsten PK-Managers“ einen hohen fünfstelligen Betrag an das Schweizerische Rote Kreuz. Rieter-Pensionskassenverwalter Maurer war in der Swissfirst-Affäre in den Fokus der Medien geraten, weil er sein privates Vermögen auf wundersame (und bis heute nicht geklärte) Weise innert kurzer Frist auf 70 Millionen Franken hochgeschraubt hat, und vergass Steuererklärungen einzureichen.

Ringier ist damit innerhalb einer Woche bereits zum zweiten Kotau in dieser Sache gezwungen. Bereits am letzten Sonntag publizierte SonntagsBlick-Chefredaktor Marc Walder eine Entschuldigung samt huldvollem Interview. Darin durfte Thomas Matter, einem weitere Exponenten der Swissfirst-Affäre, seine Sicht der Dinge kundtun und seine Unschuld beteuern. Im Fall Matter habe man auf journalistischer Ebene eine Form gefunden, die für beide Parteien annehmbar gewesen sei, liess sich Walder zitieren. Für den Chef Zeitungen bei Ringier komme dies jedoch keiner Änderung der journalistischen Praxis gleich. Blick und SoBli wollten weiterhin Ereignisse in der Schweizer Wirtschaft kritisch hinterfragen.

Im Tagi liess sich Peter Studer, Präsident des Schweizer Presserats, mit einer Einschätzung zitieren, wonach es „grundsätzlich positiv (sei), wenn Fehler korrigiert werden und sich eine Zeitung bei Persönlichkeitsverletzungen dafür auch entschuldigt. Es sei auch üblich, Fehlleistungen durch Interviews wieder gutzumachen“. Studer sagte weiter, er hoffe, „dass Ringier in beiden Fällen nicht weitergegangen ist, als vom Sachverhalt her nötig war“.

Thomas Matter hatte zahlreichen Medien mit Klagen gedroht. Im Gegensatz zu Ringier und NZZ hatten das Schweizer Fernsehen und Tamedia, wie von Matter gefordert, eine Verjährungsverzichts-Erklärung unterschrieben, die dem Ex-Swissfirst-Banker die Möglichkeit einräumt, zu einem späteren Zeitpunkt Klage einzureichen. Mit dem seitenlangen „Sorry“ im SoBli dürfte für Ringier die Klagedrohung vom Tisch sein. Ob sich Matter tatsächlich mit der NZZ anlegen wird, ist hingegen ungewiss. Zwei Journalisten der NZZ am Sonntag hatten für ihre Berichterstattung über den Fall Swissfirst den Zürcher Journalistenpreis 2007 erhalten. (pv.ch)