Brillenmode bei blick.ch

Welche Brillen sind cool, lässig und Kult? Und welche Brillen sind für Trottel? Blick.ch weiss es.

Mit einem von der Polizei Schaffhausen zur Verfügung gestellten Bild aus einem Überwachungsvideo sucht blick.ch Einbrecher:

Screenshot blick.ch

Die Brille, die der Täter trägt, wird dabei konsequent als Trottelbrille bezeichnet, insgesamt vier Mal: Im Titel, im Lead und im Text zweimal.

Was ganz anderes ist es natürlich, wenn Stars solche Brillen tragen. Dann stellt Blick.ch einen neuen Trend fest, macht eine ausführliche Bildergalerie und spricht von einem neuen „Promi-Must-Have“ (Artikel von 2009):

Screenshot blick.ch

Gar nichts falsch in der Beurteilung von Blick.ch macht auf jeden Fall Simon Ammann mit seiner „lässigen Brille“ (Artikel von 2010).

Screenshot blick.ch

Er ist „cool hoch zwei“ (Artikel von 2010):

Screenshot blick.ch

Gar „Kult“ ist das Modell von Gilbert Gress (Artikel von 2010):

Screenshot blick.ch

Es bleibt, daran zu erinnern, dass die letzten beiden grossen Schweizer Grossschriftsteller, Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt, auch Brillen getragen haben, die im Urteil von Blick.ch offenbar Trottel auszeichnen. Ein Glück, dass sie trotz ihrem Handicap ganz gute Bücher hingekriegt haben.

  1. Brillen dieser Art bezeichne ich pauschal als Trottelbrillen. Noch vor wenigen Jahren gab es eine Tendenz zu immer kleineren Brillenfassungen. Beim Betrachten alter Fotos amüsierte man sich richtiggehend über diese Brillen und fragte sich, wie man nur so schrecklich herumlaufen konnte.Ein Armutszeugnis der Modeindustrie ist, dass immer dann, wenn es an neuen Einfällen fehlt, „Mode“ aus der Vergangenheit kopiert werden muss. Lässt sich der Quatsch als „cool“ verkaufen, läuft jeder labile „Trottel“, der keine eigene Persönlichkeit hat, damit herum. Noch vor drei oder vier Jahren hätten diese Personen nie und nimmer eine solche Brille getragen. Heute wird sie sogar von Leuten getragen, die gar keine Sichtkorrektur nötig haben. Hauptsache, man ist „in“.Auch wenn Gilbert Gress eine Brille trägt, die durchaus der Kategorie Trottelbrille zuzuordnen ist, muss doch gesagt sein, dass er eine eigene Linie hat und sich selber treu bleibt. Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt stammen aus einer Zeit, als solche Brillen noch üblich waren. Es versteht sich von selbst, dass ein Vergleich mit den aktuellen Trägern dieser Brillen unangebracht ist. Denn der allergrösste Teil der heutigen Trottelbrillenträger ist labil, hat keine eigene Persönlichkeit, ist ein Mitläufer und fragt sich in ein paar Jahren, wie er nur so bescheuert herumlaufen konnte.Da bin ich wirklich froh, dass ich mich nicht verkleiden muss, um Anerkennung zu finden. Was die Modeindustrie vorgibt, kümmert mich nicht. Was mir vor 20 Jahren gefallen hat, gefällt mir auch heute noch. Ich brauche zum Glück niemanden, der mir vorgibt, wie ich herumlaufen soll. Leute, welche sich immer nach den neusten Trends kleiden, wirken auf mich langweilig, labil und ohne Persönlichkeit.

  2. 2010 waren solche Brillen in der Schweiz wohl noch ‚in‘. 2011 haben sie endlich gecheckt, dass nur noch Trottel sowas tragen.Oder wie die große Philosophin Heidi Klum zu sagen pflegt: „In fashion, one day you’re in, the next day you’re out.“

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