Bund vs. Tagi: Wie beurteilen Journalisten das neue Layout?

Fast jeder gute Berner Journalist hat einmal beim «Bund» gearbeitet. Kein Wunder, bewegt der neue «Bund» die Kolleginnen und Kollegen.

Roland Jeannerets beliebter «Journitalk» in Bern hat sich diesmal mit dem neuen «Bund» befasst. Chefredaktor Artur K. Vogel stand Red und Antwort. Das Interesse der Branche war gross, der «Käfigturm» bis auf den letzten Platz gefüllt.

Gab es aus der Leserschaft offenbar sehr wenig Rückmeldungen aufs neue Layout (Vogel: «Viele haben es vermutlich noch gar nicht bemerkt.»), so hielten die Berufskollegen am «Journitalk» nicht zurück mit ihren Meinungen.

Gewöhnungssache
«Bleiwüste! Zu wenig Zwischentitel.», «Leicht und übersichtlich.», «Es fehlt die Luft von vorher.», «Nun ists ein dunkelblauer Tagi.», «Er folgt einfach dem aktuellen Trend, wie man heute Tageszeitungen gestaltet.», «Es ist eine Gewöhnungssache, ich gebe mir noch Zeit», «Immerhin kommt überhaupt noch ein raus!».

Jeanneret und Vogel kamen bald zum Kern der Sache: Die Übernahme von Content vom Tagi, als Sparmassnahme, 19 Stellen abgebaut, 2 Millionen Franken Einsparungen im Jahr, mit geringen finanziellen Mitteln  dazu sehen, dass sich TA und «Bund» unterscheiden. Vogels Fazit: «Wir können so eine bessere Zeitung als vorher machen, da wir den ganzen Tagi zur Verfügung haben – gleichzeitig aber nur nehmen, was wir gut finden.»

Gigolos und Hindukusch
Die unterschiedlichen Kulturen der beiden Blätter bleiben denn auch offensichtlich: Am Tag als der Tagi mit «Internet-Gigolos» aufmachte, machte der Bund mit Afghanistan auf.

Mit Tagi/«Bund» wird offensichtlich ein Modell ausprobiert, welches für die Tamedia dereinst zum Geschäftsmodell werden könnte: Der «Tages-Anzeiger» verkauft seinen Content, etwa den Auslandteil, weiteren Zeitungen im Land. Anders ist kaum erklärbar, dass sich die Tamedia in der Hauptstadt mit BZ und «Bund» gleich zwei Zeitungen leistet. (pv.ch)JeanneretVogel-03.jpg

Jeanneret und Vogel