Bürger-Korrespondenten

Was die Medien mit ihren News-Schnipseln, den Worthülsen der Sonderkorrespondenten und den Analysen von den Bars der Luxushotels nicht mehr schaffen, authentische Berichte vom Ort des Geschehens zu liefern, machen heute einfache Leute. Wie Sascha Welter aus Athen.   

Berichte aus fernen Ländern, einst eine Spezialität der gedruckten Medien, sind rar geworden seit die Redaktionen sich zu Tode sparen, einfach auf Agenturmaterial zurückgreifen oder die Auslandberichterstattung auf einen Kurznachrichtendienst reduzieren. Zum Glück gibt es wache Zeitgenossen, die ohne journalistischen Background, aber mit Verve einfach mal darauflos berichten, analyisieren, kommentieren. Wie Sascha Welter, ein „Swiss geek in Athens“.  Sein lesenswerter Bericht aus der aufgewühlten Metropole Griechenlands heisst „Wohlauf, aber wütend„.

Zum EU-Paket schreibt er:
„Die Wahrheit ist schlicht und einfach: Die „Hilfsgelder“ werden nie in Griechenland ankommen.“

Zur Unrast:
„Gestern sind drei Menschen durch ein gelegtes Feuer ums Leben gekommen. Die Opfer waren Angestellte einer Bank. Die Täter waren wohl eben jene „gewaltbereiten Autonomen“. Mittäter sind aber auch die Manager der Bank, denn diese haben ihren Mitarbeitern verboten den Arbeitsplatz zu verlassen – unter Androhung der Kündigung – und sie haben diese Mitarbeiter eingeschlossen. Die drei Todesopfer sind erstickt, weil sie in einem von Sicherheitstüren verschlossenen Bereich keinen Notausgang hatten. Die Politik jedoch, nimmt diese Todesopfer dankbar an, denn sie lenken vom Ausmass des Volkszorns und von den eigenen Verbrechen ab. Statt von 100’000 bis 200’000 Demonstranten redet man von 3 Toten und einer Handvoll Mördern.“

Zu Streiks:
„In Europa wird immer wieder mit Staunen auf die hiesigen Streiks geschaut. Dabei wird vergessen, dass es in Griechenland keinen „Sozialvertrag“ zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern gibt.“

Zur Lage der Nation:  
„Die kommende Verarmung der Gesellschaft, der entstehende soziale Sprengstoff macht mir Sorgen. Die internationale Akzeptanz und Unterstützung der „Täter“ macht mich wütend.“

Der vollständige Bericht hier: http://betabug.ch/blogs/ch-athens/1076

(via Print würgt)