Das Guttenberg-Interview und die deutschen Medien

Patrik Müller und Christian Dorer landen mit dem ersten Interview von Karl-Theodor zu Guttenberg seit Herbst 2011 einen Coup. In Deutschland bemerkt man das auch, wenn auch nicht sofort.

Screenshot sonntagonline.ch

Die Chefredaktoren von „Sonntag“ (Patrik Müller) und „Aargauer Zeitung“ (Christian Dorer) haben den im März 2011 unter grossem Getöse zurückgetretenen deutschen Verteidigungsminister zu einem letzten Sonntag veröffentlichten Interview gebracht. Eine erstaunliche Tatsache, hatte dieser zuvor nämlich beharrlich geschwiegen, was er, gegenüber deutschen Medien, auch in Zukunft nicht ändern möchte, wie er im Gespräch erklärt: „Ich habe in den letzten eineinhalb Jahren in deutschen Medien keine einzige Äusserung abgegeben, und daran werde ich auf Dauer auch nichts ändern.“

Wie ist es zum Interview gekommen? Patrik Müller schreibt auf Anfrage:

„Ich habe Kontakt aufgenommen mit den Organisatoren des Alpensymposiums, wo Guttenberg Referent ist – und so kam das Interview vorab zustande. Guttenberg war nämlich in der Woche davor gerade in Klosters in den Ferien.“

Die deutschen Medien reagierten – wenn auch bemerkenswert verschnarcht. Auf „Spiegel Online“ und vielen anderen Medien war erst gestern Dienstag etwas zu lesen, Müller erhält erst seit dann Anrufe aus Deutschland. Zur Erinnerung: das Stück steht online seit Samstagabend, 12.1.2013, 23:10 Uhr.

Es fehlt den deutschen Journalisten offenbar an einem guten Monitoring Schweizer Medien, denn bemerkenswert ruhig blieb es auch zur „Weltwoche“-Geschichte über Intelligenz und Gene von Thilo Sarrazin. Hätte das ein deutsches Medium gemacht – es wäre wohl in wenigen Stunden eine Grossdebatte dazu ausgebrochen.

Karl-Theodor zu Guttenberg: «Ich bin dankbar für die extremen Erfahrungen» (sonntagonline.ch)