Das Vollzeit-Equivalent

Wie lässt sich ein Aderlass klein reden? Mit dem Fulltime-Eqivalent. Dem der Erbsenzähler-Sprache entnommenen Begriff sei Dank: Die Zahl der Entlassenen und Brotlosen ist viel kleiner, als in Tat und Wahrheit.

Selbst die kritischsten Kommentare auf den «Kall-Schlag» bei Tamedia beteten brav die von der Personalabteilung schön geföhnte Pressemitteilung nach: 57 Stellen beim Tagi, 19 beim Bund. Das hatte man in dieser Grössenordnung erwartet. Doch Stellen sind nicht gleich Stellen. In kaum einer Branche wird so viel Teilzeit gearbeitet wie in den Medien. In einigen Redaktionen sind die Teilzeitler sogar deutlich in der Mehrheit.

Viele von ihnen arbeiten mehr, als ihr Prozent-Pensum vorschreibt. Genau dies macht das Modell auch für den Arbeitgeber attraktiv. Umgekehrt kommt das Unternehmen so dem Wunsch vieler Angestellten entgegen, die für die nötigen Kinderbetreuung, für Nebenbeschäftigungen und für mehr Ferien gerne auf einen Teil des Lohns verzichten.

Auch beim Tagi und beim Bund dürften viele Prozentler von der jüngsten Entlassungswelle betroffen sein. Zusammen mit den Freien, deren Honorarbudget auf ein Mimimum zusammengestrichen wird, dürften über 100 Personen vom Aderlass bei Tamedia betroffen sein. Part-time-Equivalents. Samt Familienangehörigen vermutlich doppelt so viel. Das ist die wahre Dimension des «Kall-Schlags». (pv.ch)fte.jpg