Degen-Zwillinge vs. Bar-Storys.ch

Die Fussballer-Zwillinge Philipp und David Degen sind nicht einverstanden mit dem journalistischen Resultat eines Interviews mit Bar-storys.ch. Die Website veröffentlicht das Gespräch trotzdem, in der ursprünglichen Fassung.

Screenshot bar-storys.ch

Wenn ein Journalist etwas erfährt, in der Lage ist, das wahrheitsgetreu widerzugeben und sich dabei an alle Gesetze hält, muss er dafür keine Rücksprache halten. Trotzdem hat sich das Gegenlesen eingebürgert. Was ursprünglich als reine Faktenkontrolle und zur Ausmerzung von Missverständnissen gedacht war, wird in neuer Zeit von vielen als Druckmittel gegen Journalisten verwendet.

Philipp und David Degen, die in ein Gespräch mit Christian Nill einwilligten, fanden das, was dabei in schriftlicher Version herauskam, nicht gut. Gleich zwei Versionen wurden abgelehnt.

Doch Christian Nill von Bar-Storys.ch hielt das nicht ab, das Gespräch zu publizieren. Er schreibt uns:

Professionelle Fussballer wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie einen Journalisten mitsamt Fotograf treffen und das Gespräch offiziell digital aufgezeichnet wird. Nur weil Ihnen das Ergebnis nicht passt, darf es nicht sein, dass ein vollständiges Gespräch einfach zurückgezogen werden kann. (…)

Wir Journalisten sind nicht die Marionetten von Prominenten; wir sind nicht die Werbeträger für ein irgendwie ausgerichtetes Image eines Prominenten, dafür gibts Werbeagenturen.

Wem ist nun die Schuld für das stellenweise doch sehr langweilige Gespräch zuzuweisen? Dem Fragesteller? Den Antwortenden? Dem Abtipper? Das mag jeder für sich entscheiden. Schön auf jeden Fall, dass es in voller Länge online ist. Und die Fotos sind doch sehr gefällig:

Ein Drink an der Bar mit den Degen-Zwillingen (bar-storys.ch, Christian Nill)

Nachtrag, 3. August 2012: Der Anwalt der Gebrüder Degen schreibt an Bar-Storys.ch:

„Mit der Publikation haben Sie die Rechte meiner Mandanten in krasser Weise verletzt und sind den journalistischen Sorgfaltspflichten in keiner Weise nachgekommen.“

Bar-Storys.ch reagiert so:

„Wir sehen uns leider gezwungen, das Bargespräch mit den beiden Profifussballern bis auf weiteres vom Netz zu nehmen.

Wir sind allerdings nach wie vor der Ansicht, dass dieses Gespräch öffentlich stattgefunden hat, aufgezeichnet wurde und veröffentlicht werden darf.“

Nachtrag, 10. August 2012: Die Story bleibt zurückgezogen, Christian Nill hat „nicht die finanziellen Mittel, um es auf eine richterliche Entscheidung ankommen zu lassen. Auch wenn ich zutiefst davon überzeugt bin, keinerlei Persönlichkeitsrechte verletzt zu haben.“ Seine lesenswerten Überlegungen dazu hier.