„Den ‚Blick am Abend‘ auswendig zitieren“

Andrea Fischer berichtet von ihren Erfahrungen an Redaktionssitzungen von Kinderzeitungen. Noch fehlt es vielen Kindern an Medienkompetenz.

FlipFlop

Die Sozialen Dienste und das Schulamt der Stadt Zürich geben dreimal jährlich die Kinderzeitung „FlipFlop“ heraus. Gedruckt wird bei der Tamedia, die Redaktion besteht aus Kindern bis 12 Jahren, die an vier Nachmittagen die Zeitung bestücken.

Wie alle Journalisten wollen die Kinder mit ihren Texten ins Blatt, und natürlich sind sie enttäuscht, wenn sie das nicht schaffen. So weiss das Journalistin Andrea Fischer zu berichten, die mit ihnen zusammenarbeitet:

Wenn ich den Kindern dann jeweils vorschlage, einen Teil der Artikel online zu publizieren, sind sie mächtig enttäuscht. Ihnen fehlt im Web die Magie, welche die Vorstellung birgt, dass ihre Artikel 15’000 Mal analog existieren, auf Papier.

„Nur online“ zu erscheinen ist auch 2013 noch nicht so richtig cool. „Der Zauber des Print ist für sie ungebrochen“, glaubt Fischer. Nun ja. Vielleicht liegt es auch daran, dass es für einige dieser Kinder Alltag ist, ihre Inhalte online zu sehen – wenn sie denn nicht Eltern haben, die ihnen verbieten, zu publizieren. Einen eigenen Text 15’000 mal ausgedruckt zu sehen, ist einfach viel aufregender und weniger alltäglich als etwas online zu stellen. Gedruckte Exemplare lassen sich auch einfacher persönlich verteilen.

Gleichzeitig thematisiert Fischer die in den Schulen fehlende Medienkompetenz:

Die Kids, mit denen ich privat und beruflich zu tun habe, können den «Blick am Abend» auswendig zitieren. Sie halten ihn für ein eins-zu-eins Abbild der Realität.

Um so wichtiger ist, dass Kindern in der Zusammenarbeit mit Journalistinnen wie Andrea Fischer in diesen Fragen ein bisschen weitergebildet werden. Sollten sich nicht alle Journalisten Zeit nehmen, Kindern (und natürlich auch dem Rest der Welt) die Medienwelt etwas verständlich zu machen? Fischer weiter:

Kindern diesen Mechanismus vorzuführen, gehört für mich genau zu den Bildungs-Basics, wie das Wissen über die Bronzezeit, die Planeten oder den Blutkreislauf.

Ganz genau. In der Schule sitzen diese Kinder aber nicht selten Lehrern gegenüber, die über noch weniger Medienkomptenz als sie verfügen. Es wäre an der Zeit, etwas daran zu ändern.

„Gebt den Kindern Zeitungen“ (Mamablog, Andrea Fischer)
FlipFlop (stadt-zuerich.ch)