Der Bund – publizistische Verantwortung von tamedia gefragt

impressum fordert tamedia auf, den kommunizierten Entscheid, die Redaktion der Zeitung «Der Bund» entweder mit dem «Tages Anzeiger» oder mit der «Berner Zeitung» eng zu verknüpfen, neu zu prüfen. Besteht kein wirtschaftlicher Zwang für das Gesamtunternehmen, muss die Gewährleistung der Medienvielfalt Vorrang haben.

tamedia teilte am Montag, 1. Dezember 2008 der Belegschaft und der Öffentlichkeit mit, dass der Bund selbständig wirtschaftlich nicht rentabel sei. Selbstredend rechtfertigte tamedia damit zwei Projekte, die zurzeit geprüft werden, und welche die redaktionelle Selbständigkeit der ohnehin bereits empfindlich geschrumpften Bund-Redaktion vollends aufheben sollen: Beim Projekt «TagesBund» sollen «Tages Anzeiger» und «Der Bund» einen gemeinsamen Mantel erhalten, und die Alternative «Berner Zeitung & Der Bund» soll die Redaktionen zusammenführen. In beiden Fällen soll es zu Stellenabbau kommen.

impressum, der grösste Schweizer Verband Medienschaffender, ist überzeugt, dass verlegerische Verantwortung weiter geht, als nur die Wirtschaftlichkeit der Titel zu sichern, und dabei jeden Titel einzeln zu betrachten. tamedia hat durch die Übernahme verschiedener Publikationen grosse Teile der Presse ganzer Regionen unter einem Dach vereint, und dies im Wissen um die wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Titel. Damit hat tamedia auch die Verantwortung für die publizistische Vielfalt in diesen Regionen übernommen, und dies gilt insbesondere für die Hauptstadt der Schweiz.

tamedia hat bis jetzt nicht belegt, dass es die wirtschaftliche Situation des gesamten Unternehmens nicht mehr erlaubt, einen redaktionell unabhängigen Bund weiter zu finanzieren, auch wenn dieser – isoliert vom Gesamtunternehmen tamedia betrachtet – nicht rentiert. impressum hält deshalb den kommunizierten Entscheid, die redaktionelle Unabhängigkeit aufzuheben und dabei auch Stellen zu streichen, für verfrüht.

impressum fordert beide Projektgruppen und den Lenkungsausschuss (der Herren Charles von Graffenried, Pietro Supino und Martin Kall) auf, bereits in der Anfangsphase der Projektierung die betroffenen Redaktorinnen und Redaktoren aktiv an der Brainstorming- und Planungsphase teilnehmen zu lassen. impressum erinnert an die Stellungnahme des Presserats vom 13. Juli 2008 (31/2008), die den Redaktionen ein Recht auf Konsultation bei Projekten einräumt, welche eine grundlegende Veränderung ihrer Organisation einschliessen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die journalistischen Inhalte betroffen sind.

Weiter fordert impressum tamedia auf, Alternativen, welche die redaktionelle Unabhängigkeit des Bundes gewährleisten, vorzuziehen, auch wenn diese wirtschaftlich weniger interessant sind. (Urs Thalmann / impressum)

                   
               Nach 158 Jahren bald am Ende? (Bild: Bundblog)