Der „Spiegel“ bloggt

In eigener Sache auf der eigenen Website berichten? Da eignet sich am Besten ein Blog. Das dachte sich der „Spiegel“ auch, und eröffnete eines.

Screenshot spiegel.de

Am 10. Oktober 1962 erschien die „Spiegel“-Titelgeschichte „Bedingt abwehrbereit“. Sie löste die so genannte Spiegel-Affäre aus, in Zuge der Verleger Rudolf Augstein sowie mehrere Redaktoren verhaftet wurden.

Rund 50 Jahre später, am 22. September 2012, setzte der „Spiegel“ ein Blog auf der eigenen Website auf. Im ersten Beitrag schreibt Chefredaktor Georg Mascolo, die Redaktion wolle damit „Einblicke in ihre Arbeit geben und auf aktuelle Debatten reagieren“:

(…) die Arbeit von uns Journalisten endet längst nicht mehr mit der Publikation dessen, was wir recherchiert haben. Wir wollen deshalb hier am Gespräch über unsere Arbeit teilnehmen – etwa indem wir über den Ablauf, aber auch die Folgen und Auswirkungen von SPIEGEL-Recherchen berichten.

Die Debatte über unsere Arbeit findet heute häufig im Internet statt. Es ist der Ort, an dem unsere Geschichten der aktuellen Ausgabe zuerst aufgegriffen, analysiert und kommentiert werden. Betroffene melden sich zu Wort, Blogger sezieren Thesen und Argumente, Leserinnen und Leser loben und kritisieren unsere Geschichten.

Das ist Medienalltag und Ausdruck einer skeptischen und kritischen Öffentlichkeit, die auch von der skeptischen und kritischen publizistischen Haltung des SPIEGEL geprägt wurde. Wir wollen mit diesem Redaktionsblog Teil dieser Konversation sein und freuen uns auf interessantes und konstruktives Feedback (…)

Die Eröffnung des Blogs ist erfreulich, im ersten inhaltlichen Beitrag beschäftigt sich Stefan Niggemeier mit einem Fehler im eigenen Blatt, einer falschen Jahreszahl.

Schweizer Redaktionsblogs? Sind mir auf Anhieb keine bekannt. Immerhin bloggen ab und zu die Chefredaktoren der „Südostschweiz“ und der „Sonntagszeitung“, David Sieber und Martin Spieler, wenn auch nicht immer in eigener Sache. Es wäre schön, wenn sich die eine oder andere Redaktion dem Beispiel des „Spiegel“ folgen würde.

Nachtrag, 25. September 2012: Stefan Niggemeier hat zur Lancierung einen sehr lesenswerten Blogeintrag geschrieben.