Der unzensierte Mörder

Ein Effekt beim Bildaufbau auf «blick.ch» und «Blick am Abend» sorgte dafür, dass das Gesicht von Lucies Mörder für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen war. Mit technischen Massnahmen will Ringier dafür sorgen, dass dies nicht mehr vorkommt.

«Online Lucies Mörder unzensiert gezeigt», so titelte «persoenlich.com» gestern Donnerstag. Laut dem Branchenportal hätten «blick.ch» und «Blick am Abend» in ihrer Berichterstattung über den Fall der getöteten Lucie in den Printausgaben Fotos des Täters gezeigt. Dies wie es der Persönlichkeitsschutz gebiete mit einem schwarzen Balken über den Augen. Doch im Internet sei der «Blick am Abend» weniger vorsichtig gewesen: Die PDF-Ausgabe des e-Papers habe einen unzensierten Blick auf das Gesicht des geständigen Täters ermöglicht.

Wie war es möglich, dass der Balken sich in der PDF-Ausgabe des «Blick am Abend» zeitweise wegbewegte? Stefan Hackh, Leiter Kommunikation Ringier Schweiz, sagt gegenüber presseverein.ch, dass sowohl auf «blick.ch», wie den e-Papers das Bild des Mörders mit einem Balken publiziert wurde. «Beim e-paper und der pdf-Ausgabe stellte sich beim Bildaufbau der Effekt ein, dass das Gesicht ohne Balken für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar war», so Hackh.

Als das Missgeschick mit dem kurzzeitigen Fehlen des Zensurbalkens bei Ringier bemerkt wurde, setzte man die Dienstags-Ausgabe von «Blick am Abend» kurzerhand offline. Danach aber war das e-Paper wieder normal verfügbar – mit einem Balken vor dem Kopf. 

Unzensierte Mörder, sollen bei Ringier in Zukunft aber auch keine Hundertstelsekunden mehr zu sehen sein. «Wir werden mit technischen Massnahmen dafür sorgen, dass sich der beschriebene Effekt beim Bildaufbau nicht mehr bemerkbar macht», wie Stefan Hackh von Ringier verspricht.

Aber wieso mitten in der Wirtschaftskrise teure IT-Spezialisten aufbieten, um etwas abzudecken, das die Polizei wenig später eh publik macht? «Blick am Abend» und «Blick» waren nämlich nichts anderes als Trendsetter: Weil die Aargauer Kantonspolizei nämlich vermutet, dass der geständige Täter schon an andere Mädchen herangetreten ist, machte sie am Donnerstagnachmittag seinen vollen Namen publik. Auch wurden die Medien mit einem Bild von Lucies Mörder versorgt – ganz ohne Balken. (pv.ch)

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Blick am Abend: Täterbalken nur im Print.