Die letzte SI-Kolumne von Peter Bichsel

Ein grosser Dichter verlässt die Schweizer Medien: Peter Bichsel liefert die letzte Kolumne für die „Schweizer Illustrierte“ ab.

Peter Bichsel

Auch wenn er in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten zu sein schien, muss man Peter Bichsel niemandem vorstellen, er ist sozusagen der letzte lebende Nationaldichter, auf den sich alle ein bisschen einigen können. Ein grösseres Interview gewährte er vor einiger Zeit der „Basler Zeitung“, in dem er sich als „konservativer Sozialdemokrat“ bezeichnete. Und er kündigte schon an, dass es zu seinem 80. Geburtstag diesen Frühling keine Interviews geben wird:

Interviews werde ich keine geben zu meinem 80. Geburtstag. Ich habe schon vor 20 Jahren geschworen, ich gebe keine Interviews mehr. Interviews bereiten immer nur Ärger.

Warum?
Weil die Journalisten versuchen zu schreiben, was ist. Und das ist Unfug.

Dabei schreibt Bichsel wie kein anderer über das tatsächliche Leben der Leser. Er berichtet aus dem Alltag, denkt über die Menschen und das Leben nach, und erzählt Geschichten daraus.

Nun schrieb er nach vielen Jahren seine letzte Kolumne für die „Schweizer Illustrierte“:

Geschichten erzählen hat mit dem Ende zu tun. Solange wir erzählen, bleibt alles rund, bleibt alles Wiederholung, das Runde hat kein Ende. Erzählen ist letztlich das Aufbäumen gegen jenes Ende, das uns allen sicher ist. Und sich verabschieden ist der Entscheid, die Runde, das Runde zu verlassen und geradeaus zu gehen, geradeaus nach Hause, geradeaus nach Amerika.

Seine Stimme wird den Medien fehlen.