Die Marktrealität ist da

Zum ersten Mal gab es heute „News“, eine weitere, anständig gemachte Umsonst-Postille, aber nichts wirklich Neues, nichts Weltbewegendes. Einfach nur News mit maximal 2400 Anschlägen.

No News today. Der Tag als News-Junkie begann mit hartem Entzug. Neuer Stoff war angekündigt. Doch um 8 Uhr 15 waren gleich zwei Boxen entlang meines kurzen Arbeitsweges, die schon seit Tagen weiss und jungfräulich auf begehrliche Pendlerhände warteten, leer. Gähnende Leere, aber alle Konkurrenten waren noch da: heute von Gestern, .ch und 20 Minuten. Zum Glück brachten Arbeitskollegen mit deutlichen längeren Wegen Exemplare aus dem Rest der Schweiz mit, co-gebranded waren sie von BZ und BaZ. Entweder war das Publikumsinteresse am ersten Tag so gross, dass die Ständer leer gefegt waren, oder mit der Distribution klappt’s noch nicht so. Die dritte These: Beim Tagi will man die News knapp halten, damit das Mutterblatt käuflich erworben wird. 

Das Durchblättern ging schnell, gefühlte 20 Sekunden. Denn die News von gestern im „News von heute“ kannte ich mit wenigen Ausnahmen schon. Kein Beitrag länger als 2400 Zeichen, die meisten bleiben weit unter dieser Schmerzgrenze. Der erste Eindruck: Solide, seriös, und doch fade. Offenbar habe ich mich schon derart an die Optik der beiden populären „Schülerzeitungen“ aus den Häusern Tamedia und Ringier gewöhnt, dass die dargebotenen neuen „News“ auf mich so schnarchig wirken. „Keine Innovation, keine Nische, keine alternativen Formen des Zeitungsjournalismus“, beklagt sich auch Kollega Haze.

Aus Basel  meldet Baz-Verleger Mathias Hagemann, „Gratiszeitungen seien Marktrealtität“. Es scheint ihn einmal mehr zu schmerzen, was er da vor sich sieht. Das Gefühl stellt sich bei mir noch nicht ein, ist ja erst die erste Nummer. An News-Junkies wie mich haben die News-Macher aber gedacht. Titelstory heute: „Ausnüchtern im Zivilschutz-Bunker“. Ich überleg’s mir mal. (pv.ch)
www.newsprint.ch