«Diese skandalöse Konzessionsvergabe ging aufgrund medienpolitischer Gegebenheiten so zu Ende»

Die Würfel sind gefallen. Giuseppe Scagliones «Radio 105» bekommt nach siebenjährigem Kampf die Konzession für ein Zürcher Jugendradio. Auf der Strecke bleibt Egon Blatter, DJ-Radio-Geschäftsleiter.

Egon, «Die Schlacht im Radiokrieg ist endlich entschieden», wie 20min.ch kommentiert. Wie beurteilst Du das Verdikt des Bundesverwaltungsgerichts?

Ich habe diesen politischen Entscheid so vorausgesehen. Das Bundesverwaltungsgericht versucht krampfhaft den BAKOM-Entscheid mit dem Ermessensspielraum der Konzessionsbehörde zu begründen.
 

Gibt es tatsächlich keine Möglichkeit mehr Rekurs zu erheben?

Unglaublich, das man in der Schweiz auf nur einer Gerichtsebene bei einem solchen Entscheid abgeblockt wird. Dies bestärkt meine Ansicht, dass diese skandalöse Konzessionsvergabe aufgrund medienpolitischer Gegebenheiten nach 7 Jahren so zu Ende ging.
 

Was genau ist rückblickend schief gelaufen? Eigentlich hattest Du ja die Konzession für das Zürcher Jugendradio?

Bereits die Einsprache von Music First wurde damals auf massiven Druck der SVP im Justizdepartement von Christoph Blocher gut geheissen. Dies war unsachlich begründet worden: Wegen eines Verfahrensfehlers seitens des BAKOM wurde das Verfahren neu gestartet.
Die zweite Ausschreibung war dann von den anstehenden Lokalradiokonzessionsvergaben abhängig. Roger Schawinski mit Radio 1 und Giuseppe Scaglione kämpften mit mehreren Projekten gleichzeitig um die ausgeschriebenen Lokalradiokonzessionen im Raum Zürich. Mit der Konzessionsvergabe an Scaglione wollte man ihn Ruhig stellen, was auch schön gelungen ist. Seit der Jugendradio-konzessionserteilung an Scaglione hörte man nichts mehr von ihm
.
 

Wie viel Geld und Arbeit hast Du ins Projekt investiert bzw. wie gross ist der Scherbenhaufen, der zurückbleibt?

Finanziell ist der Scherbenhaufen sehr gross. Zudem sind die Zukunftsaussichten für DJ Radio mit nur einer DAB-Konzession kommerziell sehr schlecht. DAB+ steckt in den Kinderschuhen. Mein Team und ich haben bereits vor 8 Jahren diesen UKW-Kampf verloren. Wir werden uns hüten, nochmals Jahre unseres Lebens für diese rückständige Schweizer Medienpolitik zu opfern. Wir werden uns zukünftig auf Projekte konzentrieren, welche unabhängig von staatlichen Entscheiden sind.  (pv.ch)

           
Egon Blatter will sich in Zukunft auf Projekte konzentrieren,
die unabhängig von staatlichen Entscheiden sind. (Bild: DJ Radio)