Ein letzter Tritt

Der Wirtschafts- und Presseanwalt Hans W. Kopp ist tot. Aufstieg und Fall des schillernden Juristen und Gatten der ersten Bundesrätin war eng verknüpft mit der medialen Begleitung seines Wirkens.

Hans W. Kopp starb am vergangenen Wochenende im Alter von 77 Jahren in Zürich. Der „Blick“ mochte nicht warten, bis die Familie die Öffentlichkeit informieren wollte, und brachte die Meldung „exklusiv“, worauf auch die anderen Blätter folgten. Dass die Medien selbst auf seiner letzten Reise keine Rücksicht nehmen, sieht aus, als schliesse sich hier ein weiterer Kreis. Er war Teil des Kuchens und eines seiner prominentesten Opfer.

Hans W. Kopp, geboren 1931 als Sohn des Luzerner Stadtpräsidenten Paul Kopp, war in der Medienszene aber auch einer breiteren  Öffentlichkeit bekannt. In den siebziger Jahren wirkte er als Moderator beim Schweizer Fernsehen. An der Uni Zürich dozierte er über die Grenzen des Medienrechts. Als Experte auf diesem Gebiet präsidierte er während mehrerer Jahre die Eidgenössische Medienkommission. Die „NZZ“ würdigte ihn posthum gar als „Medienpapst“. Sein Bekanntheitsgrad half ihm im Establishment aufzusteigen. Als erfolgreicher Wirtschaftsanwalt und Strippenzieher im Zürcher Freisinn sass er zu besten Zeiten  gleichzeitig in Dutzenden von Verwaltungsräten.

Die Medien brachten ihn aber auch zu Fall: Hans W. Kopp spielte 1988 eine entscheidende Rolle in der Affäre, die zum Rücktritt seiner Frau Elisabeth aus dem Bundesrat führte. Ein Telefongespräch, das die damalige Justizministerin mit ihm geführt hatte, brach ihr das politische Genick. Sie hatte ihm heimlich gesteckt, dass wegen Verdachts auf Drogengeld- Wäscherei ein Strafverfahren gegen die Firma Shakarchi Trading AG lief, in der Hans W. Kopp im Verwaltungsrat sass.

Die Journalisten bohrten in der Sache hartnäckig, aber auch in anderen Verfahren (Trans-KNB, Füdlitätsch-Affäre). Drei von ihnen erhielten für ihrer Recherchen den ersten Zürcher Journalistenpreis. Vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung wurde er später freigesprochen. Seine forsche Art brachte ihm Feindschaften ein. „Das waren nicht nur persönliche Bekanntschaften“, sagt heute Rolf Wespe, einer der damaligen Tagi-Redaktoren, die sich an seine Fersen hefteten. „Auch Journalistenfreunde schrieben plötzlich Unmögliches.“ In den Kantonen Zürich und Luzern entzog man ihm später das Anwaltspatent, die Karriere war definitiv zu Ende.

Vor ein paar Jahren kamen die Kopps wieder in die Schlagzeilen. Finanzielle Probleme und die drohende Zwangsversteigerung ihrer 11- Millionen-Franken-Villa in Zumikon gaben zu reden. Gemeinsam mit Frau Elisabeth, die sich mit einem Dokumentarfilm über ihr Leben in Erinnerung rief, fand aber auch Hans W. Kopp zuletzt wieder in die Öffentlichkeit und in Journalistenkreise zurück. (pv.ch)kopps_01.jpg

Die Kopps nach dem Rücktritt aus dem Bundesrat 1988 (aus dem Film „Elisabeth Kopp – eine Winterreise“)