Ein Monat im Kajütenbett

Ein junger Journalist zieht für eine Reportage während vier Wochen um in eine Asylunterkunft. Es könnte hart werden.

Am Dienstag, 6. November, ist er eingezogen in die Asylunterkunft Rickenbach im Kanton Thurgau: Mario Fuchs (@DerSchlaueFuchs). Und einen ganzen Monat lang will der junge Journalist, der kurz vor dem Abschluss seiner MAZ-Ausbildung steht, dort bleiben. Ziel des Projekts ist eine Reportage, er will sie als Diplomarbeit abgeben.

Vom 6. November bis 5. Dezember 2012 werde ich hier wohnen. Im Kajütenbett, mit acht Männern aus drei Nationen, die in Europa eine neue Heimat suchen. Nicht alle werden eine finden. Der Grossteil der hier untergebrachten Bewohner hat bereits einen Nichteintretensentscheid erhalten. Viele sind Dublin-Fälle, haben also vor ihrer Einreise in die Schweiz bereits in einem anderen europäischen Land um Asyl ersucht und müssen wieder zurück.

Und weil es „auch im Zivilschutzkeller“ Internet gibt, will er im Asylblog regelmässig über seine Erlebnisse und Bekanntschaften bloggen. Der erste Beitrag beschreibt den Einzug in die Anlage:

Ernst Bucher, Leiter des Sozialamts der Gemeinde Rickenbach, drückt mir frisch gewaschene Bettwäsche in die Hände und wünscht mir einen guten Aufenthalt. Von den Asylsuchenden werde ich mit grosser Herzlichkeit aufgenommen. Als erstes erhalte ich Hausschuhe angeboten: Weil meine noch im Rucksack sind, meint Hamid aus Afghanistan, ich solle doch seine nehmen, er habe noch ein zweites Paar. Mit meinem «Danke, das ist sehr lieb, aber…» komme ich nicht weit. Ich werde sie ihm heute mit einem Händedruck zurückgeben.

Es ist zu hoffen, dass es ihm besser ergeht als den RBB-Journalisten, die kürzlich auch vier Wochen in einem Asylbewerberheim am Rande einer hessischen Kleinstadt verbrachten („Vier Wochen Asyl – Ein Selbstversuch mit Rückkehrrecht“). Und die fix und fertig waren nach dieser Erfahrung, den Tränen nahe. Die Journalistin sagte am Schluss:

Es kommt uns vor, als wären es Monate gewesen. Das Erlebte geht nah.

(via Christof Moser, Facebook)