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Der Ringier-Jahresbericht 2011 erscheint in Form von WC-Papier. Es handelt sich um eine Arbeit des in New York lebenden Künstlers Maurizio Cattelan.

Ringier Jahresbericht 2011

Maurizio Cattelan gibt seit 2010 zusammen mit Fotograf Pierpaolo Ferrari das Magazin „Toilet Paper“ heraus. Wer sich nicht von verrückten Ideen abschrecken lässt, dem kann ein Besuch der Website toiletpapermagazine.com auf jeden Fall empfohlen werden. Der Ringier-Verlag schreibt dazu in der Medienmitteilung:

In diesem Magazin, das vollkommen ohne Text im regulären Magazinmarkt erscheint, zeigt Cattelan Bildwelten, die er aus dem Internet aus allen Bereichen der Medien zu neuen Bildern über die grossen Themen destilliert.

Aus dem Internet, dieser „Wundertüte voll Schwachsinn, Trash, Chabis, Verleumdungen und Pöbeleien“, wie Michael Ringier 2009 mal sagte, wurden diese „Bildwelten“ also „destilliert“. Die Inhalte des Jahresberichts 2011 werden, „die Vergänglichkeit jeglicher Information polemisch karikierend, als Toilettenpapier-Rolle mit dem Magazin zusammen ausgeliefert“. Im Vorwort zum Jahresbericht, Prolog genannt, gibt sich Michael Ringier zwar leicht pessismistisch, aber auch lernbereit gegenüber Veränderungen in der Zukunft:

Obwohl die nächsten Jahre wohl eher schwierig bleiben werden, bin ich äusserst zuversichtlich. In den letzten fünf Jahren habe ich in diesem Unternehmen mehr Veränderungen erlebt als in meinen fast 25 Jahren, die ich zuvor mit dieser Firma verbringen durfte. Die Mitarbeiter bei Ringier sehen die Veränderung nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung.

Ringier-Jahresberichte werden traditionell von Künstlern gestaltet, die dafür eine Carte Blanche erhalten. Das ist einerseits vorbildlich und nachahmenswert, andererseits sind Mini-Skandale von Künstlern, die dann als „Enfant Terrible“ bezeichnet werden, wie Cattelan in der Medienmitteilung, natürlich eingeplant. Zuletzt für Aufmerksamkeit sorgte der Jahresbericht 2006 (PDF-Datei), den Richard Phillips in Frakturschrift gestaltet hatte.

Nun also der Jahresbericht 2011 (PDF-Datei) in der Form von Toilettenpapier. Eine Perforation ist auf dem Pressefoto nicht zu erkennen und eine Form der Rolle auch nicht. Aber man muss wohl, um das genau zu erkennen, den Bericht in der Hand haben. Auf Papier.

  1. Hauptsache originell. Auffallen ist alles. Nutzt dem Verlag und dem Künstler. Die Macht der Medien wird exemplarisch vorgeführt. Mit Kunst hat dies nicht mehr viel zu tun. Oder sind umgesetzte, altbekannte Floskeln bereits Kunst?

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