Erst das Bernbiet, jetzt die Romandie: Zürileu Tamedia wildert

Der «hungrige Löwe» Tamedia frisst ausgemergeltes Pressewild. Eine frech gewilderte Presseschau zur Fusion Tamedia und Edipresse.

Heute bedienen wir uns einer neuartigen Technik, welche die Tamedia-Plattform «Newsnetz» seit einiger Zeit und mit beträchtlichem Erfolg praktiziert, dem qualifizierten Content-Klau. Ohne Scham werden da Filme, Fotos und Texte aus allen möglichen Quellen übernommen, berichten Christoph Studer und Yves Alter von «Newsnetz.ch Watch», die täglich neue «Perlen des Journalismus auf Newsnetz» ausgraben. Copyright? Kennen die nicht. Nachfragen? Viel zu mühsam. Hier also, frech und ohne Einwilligung übernommen von Newsnetz, eine Presseschau zur Fusionsankündigung Tamedia-Edipresse.  

«Nach der Übernahme der Westschweizer Edipresse werde der Zürcher Medienkonzern in Zukunft den Ton angeben, sind viele Medienkollegen überzeugt. Nicht alle freuen sich über die Elefantenhochzeit.«In der Trockenheit überleben die stärksten und geschicktesten Löwen», schreibt der Kommentator der Freiburger «Liberté». Tamedia sei einer von ihnen. «Und er hat grossen Appetit.» Die Übernahme von Edipresse bestätigt und zementiert nach Einschätzung der «Neuen Luzerner Zeitung» die Dominanz des Zürcher Verlagshauses. Für viele andere in der Branche werde es jetzt noch enger.

Tamedia habe gezeigt, dass in der Schweizer Medienbranche ein grosser Konzern durch überlegten Einsatz der Kräfte Grenzen erweitern könne, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». «2007 wurde das Bernbiet erobert, nun ist die Romandie an der Reihe.»

Angst vor Zürich?
Grund genug also, Angst vor Zürich zu haben, fragt die Kommentatorin von «Le Matin» – einem Titel von Edipresse. Einen Abwehrreflex zu entwickeln bringe nichts, meint sie. Die Westschweizer Eigenarten vor einem Deutschschweizer Patron zu verteidigen, sei nicht immer einfach. «Aber wenn wir Angst vor Zürich haben, wie verhalten wir uns gegenüber Brüssel, London, New York…?»

Insbesondere der Druck aus dem Ausland rechtfertigt für «24 Heures», ebenfalls zu Edipresse gehörend, den Wechsel zu Tamedia. Der Kommentator von «Le Temps» stellt zudem die Kosten in den Vordergrund, die sich durch den Zusammenschluss sparen lassen.

Edipresse «kapituliert»
Dennoch bedauern insbesondere die Kommentatoren der unabhängigen Zeitungen den Verlust des grössten Westschweizer Medienhauses an die Deutschschweiz. Nichts symbolisiere die Verwirrung der Printmedien besser, als die «Kapitulation» von Edipresse, schreibt der «Courrier».

Für die NZZ ist an der Übernahme aber nicht nur Stärke ersichtlich: Die Tamdia-Führung demonstriere mit dem Kauf des grossen Westschweizer Konkurrenten nicht nur Macht, sondern auch Machtlosigkeit, schreibt der Kommentator. Tamedia bringe in der ganzen Schweiz verschiedenste Medienarten unter Kontrolle. Hier zeige sich die Schwäche: «Auch die Tamedia ist praktisch auf der Flucht vor den Schnelleren und Effizienteren, beziehungsweise auf der Suche nach Geschäftsmodellen, die ein langfristiges Überleben ermöglichen.»

Konzernjournalismus
Den Befürchtungen der Kommentatoren, mit dem Zusammenschluss der grossen Medienhäuser sei auch die Medienvielfalt im Land bedroht, widerspricht der Kommentator des «Tages-Anzeigers». Eine einheitliche Unternehmenskultur oder gar eine politische Linie zu definieren sei nicht das Ziel, heisst es im Kommentar des wichtigsten Tamedia-Titels. «Vom Kanton Thurgau bis in den Kanton Waadt muss sich in diesem neuen Unternehmen die Schweizer Vielfalt widerspiegeln.»

Und was bleibt der kleinen «Liberté»? Die Freiburger Zeitung sei es gewohnt, ins Sandwich der grossen Medienhäuser genommen zu werden, schreibt der Kommentator. «Die beiden Brote werden nunmehr vom gleichen Bäcker gebacken. Es bleibt der Schinken, der geschätzteste…» » (pv.ch, zusätzliche Quellen: SDA, Medienmitteilung Tamedia)

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