«Es war rückblickend falsch, Ursula Wyss nicht zu kontaktieren»

SF-Chefredaktor Ueli Haldimann gesteht im Zusammenhang mit der «Lauschangriff»-Affäre im Bundeshaus Fehler ein. Ob es nach den unbewilligten SF-Tonaufnahmen durch SVP-Präsident Toni Brunner zu strafrechtlichen Konsequenzen kommt, bleibt offen.

Das Schweizer Fernsehen SF und SVP-Präsident Toni Brunner stehen unter Beschuss. Für die SF-Sendung «Reporter» wurde SP-Nationalrätin Ursula Wyss ohne ihr wissen durch ein Mikrofon an der Brust Brunners aufgenommen. Wyss erwägt nun Strafanzeige einzureichen. Die verdeckten Tonaufnahmen verstossen nämlich nicht nur gegen den Artikel 15 der  Bundeshausordnung, sondern wahrscheinlich auch gegen die Artikel 179 des Strafgesetzbuches. Dort heisst es, dass ein privates Gespräch ohne Einwilligung der beteiligten Personen nicht aufgenommen werden darf.

Das SF hat sich laut David Affentranger, Medienchef des Schweizer Fernsehens, gegenüber Ursula Wyss inzwischen entschuldigt. SF-CR Ueli Haldimann himself telefonierte mit Wyss und versuchte ihr die Gründe, die zum Fall führten, zu erklären. Im Chefredaktor-Blog schreibt Ueli Haldimann, dass Wyss den Dokumentar-Film selbst noch gar nicht gesehen habe.

Dass Film- und Tonaufnahmen im Nationalratssaal angeblich verboten seien, war dem Macher des «Reporter»-Films Roland Huber und Toni Brunner offenbar nicht bekannt. Der Autor des Films wusste beim Schneiden offenbar auch nicht, dass Ursula Wyss nichts von der Aufnahme wusste, weshalb Roland Huber auch darauf verzichtete, Ursula Wyss zu kontaktieren und ihr Einverständnis einzuholen. «Es war rückblickend falsch, Ursula Wyss nicht zu kontaktieren», so der Chefredaktor in seinem Blog. Ob die ganze Sache damit gegessen ist oder ob es trotzdem noch zu einem juristischen Nachspiel kommt, bleibt damit offen. (pv.ch)

                           
Der Kuh war hier klar, dass Toni Brunner sie aufnehmen würde.
     Ursula Wyss hingegen wusste nichts von einem Mikrofon
                                (Bild: Schweizer Bauer)