«Es wäre falsch, wenn die Tagesschau zu einem Informations-Magazin mutierte»

Ab 2009 übernimmt beim Schweizer Fernsehen Thomas Schäppi die Redaktionsleitung der «Tagesschau». Was wird sich ändern mit dem heutigen «Schweiz aktuell»-Chef an der Spitze des SF-Paradepferdes? Der 52-Jährige Fernsehjournalist beantwortet auf presseverein.ch drei Fragen:

Herr Schäppi, Die «Tagesschau» hat sich vom Stil her in den letzten Jahren sehr verändert. Heute werden in den Sendungen auch Themen angepackt, die es früher nie in die «Tagesschau» geschafft hätten. Früher gab es strikte nur News, heute versucht man auch mal Geschichten zu erzählen. Wird sich hier ab 2009 noch mehr tun?  

Die Tagesschau hat sich in den letzten Monaten tatsächlich sehr verändert. Das gilt nicht nur für das grafische Erscheinungsbild, sondern auch für die Aufbereitung der einzelnen Inhalte. Die Verständlichkeit der Information steht an erster Stelle. Dass die Verständlichkeit eher gewährleistet ist, wenn Fakten in Geschichten gepackt werden, gehört zum handwerklichen Grundwissen jedes Fernsehjournalisten. Wir werden selbstverständlich weiter daran arbeiten, Informationen möglichst verständlich und attraktiv anzubieten.

Der Jorunalismus, den Sie bei «Schweiz aktuell» pflegen ist volksnaher als bei der «Tagesschau». Wird die «Tagesschau» unter Ihrer Leitung zukünftig auch einmal weniger relevante News-Themen à la «TeleZüri» oder  «Schweiz aktuell» anpacken?

Es wäre falsch, wenn die Tagesschau zu einem Informations-Magazin mutierte oder Sendungen wie ‚Schweiz aktuell‘ konkurrenzieren würde – jede Informationssendung des Schweizer Fernsehens hat eine umfassend definierte Leistung zu erbringen. Für die Tagesschau heisst dies auf einen knappen Nenner gebracht: Facts and figures – das Wichtigste vom Tag. Trotzdem aber haben auch mal softigere News Platz in der Sendung.

Wie waren die Reaktionen auf Ihren Wechsel innerhalb des «Tagesschau»-Teams? Spüren Sie von den altgedienten Mitarbeitern auch Ablehnung bzw. Angst?

Es liegt in der Natur der Sache, dass ich nur gute Reaktionen auf meinen Wechsel erhalten habe. Für viele Tagesschau-Mitarbeiter bin ich ja kein Unbekannter – aber natürlich gibt es auch solche, die ich erst noch kennen lernen muss. Es wäre vermessen anzunehmen, dass sie gegenüber einem neuen Chef nicht auch Skepsis mitbringen und zuerst mal auf Distanz gehen. Vertrauen muss man sich erarbeiten.

(pv.ch)

               
     Thomas Schäppi löst am 1. Januar 2009 Heiner Hug als
         Redi-Leiter der «Tagesschau» ab. (Bild: sf.tv)