Finden SIe Worte!

Das Luzerner Medienausbildungszentrum (MAZ) ruft sich mit einer Schock-Kampagne in Erinnerung. Kinder-Soldaten sollen helfen, in Luzern die Kurse voll zu bringen.

Von «Geschmacklosigkeit», ratlosem Achselzucken bis zu «Ziel erreicht» gehen die Reaktionen auf ein ganzseitiges Inserat, das dieser Tage in namhaften Zeitungen zu sehen war. Das Sujet – ein Keystone-Bild – zeigt ein dunkelhäutiges Kind von vielleicht 10 Jahren, bewaffnet mit einem Maschinengewehr, bekleidet mit T-Shirt, Hose, Plastik-Latschen und einer lässig umgebundenen Krawatte. Der Gesichtsausdruck interessiert, aufgeweckt, spielerisch. Darunter die Schlagzeile. „Finden Sie Worte, wo sie anderen fehlen.“

Ok, die erste Absicht, überhaupt aufzufallen, ist gelungen. Zwischen den Schweinebäuchen der Migros und dem neusten Honda mit 5,0 Liter Verbrauch fällt so etwas auf. Der Blick bleibt hängen, beim interessierten Publikum sowieso. Den Verlagen, die vom MAZ vermutlich für den Abdruck keinen müden Rappen erhalten, hilft das Füller-Inserat, die gegenwärtige Flaute zu kaschieren. Statt peinlichen Eigeninseraten wenigstens ein „karitatives“.

Und die Verantwortlichen müssen sich kein schlechtes Gewissen mehr machen, wenn sie ihre Leute nicht mehr nach Luzern schicken. Wo der Rotstift regiert, wo die Redaktionen kräftig ausgedünnt und die älteren Semester in die Frühpension gejagt werden, hat es keinen Platz für unproduktive Absenzen. Für Ausbildungen, die zudem richtig ins Geld gehen, 26200 Fr. immerhin kostet der Basislehrgang. Seht her, MAZler, wir unterstützen euch ja, machen Werbung für die besten aller Journi-Schulen.

Seit 25 Jahren bildet das MAZ Medienprofis zu Experten aus. Doch je länger je mehr bringen andere Profis das Geld in die Kasse der Journalistenschule: Führungskräfte, die sich in Interviewtechnik briefen lassen, PR-Leute, die sich für ihre Lobby-Arbeit in Kommunikation weiterbilden, und wohlhabende Sprösslinge, die mit Papas Segen und zwecks Selbstverwirklichung die journalistische Laufbahn einschlagen wollen. Klingt böse, oder? So böse wie das Inserat. Manchem Empfänger der mehrdeutigen Botschaft geht beim Betrachten durch den Kopf, hier werden Kindersoldaten gleich noch einmal missbraucht – um den Nachwuchs nach Luzern zu locken. Um die Kurse zu füllen. Sorry, für diese Worte, die sich fanden, wo andere nur schweigen. (pv.ch)  kindersoldaten_key_01.jpg

Kindersoldat (Bild typähnlich: Keystone)