Die „Werbewoche“ stellt „Content Marketing“ und „Native Advertising“ vor. Dabei fällt die strikte Trennung zwischen Inhalt und Werbung zusammen mit dem Begriff „Fundamentalisten“. Wie bitte?
Auf Seite 29 der „Werbewoche“ vom 15. Februar 2013 wird „Content Marketing“ vorgestellt. Rund um das Schlagwort „Native Advertising“ würden sich, „vorab in den USA“, „neue Spielregeln“ abzeichnen.
Autor Christoph J. Walther stellt dazu ein paar Fragen:
Was sind Sponsoren bereit zu bezahlen, damit ihre Inhalte von Publikation übernommen werden und sie so günstiger zu Kontakten kommen, als wenn sie dafür eine herkömmliche Werbekampagne hätten konzipieren und lancieren müssen? Und gelingt es den Medien unter diesen neuen Umständen, profitable Vereinbarungen mit Inhaltslieferanten zu schliessen, oder werden sie sich, wie heute oft üblich, mit Gegengeschäften zum Nulltarif zufriedengeben?
Die Medien- und Kommunikationsbranche sei gefordert, den Umgang mit Native Advertising zu definieren, schreibt Walther weiter. Das ist sicher richtig. Ganz am Ende findet sich noch diese Passage:
Gelingt es, dafür Branchenregeln zu definieren, um die damit verbundenen Vorteile zu nutzen? Oder werden Fundamentalisten, die auf der strikten Trennung zwischen redaktionellem Inhalt und Anzeigen beharren, die Oberhand gewinnen und solcherlei als des Teufels verbannen?
Moment mal, Fundamentalisten? Seit wann ist denn eine strikte Trennung zwischen Inhalt und Werbung eine Haltung, die von Fundamentalisten vertreten wird? Ich dachte, eine Haltung, die im Code of Conduct des Verbands Schweizer Medien festgeschrieben ist, sei eher Mainstream als Fundamentalismus. Es heisst dort nämlich:
Für den Medienkonsumenten muss immer klar erkennbar sein, welche Inhalte redaktionell verantwortet und welche kommerziell beeinflusst, also von Dritten bezahlt sind. Werden die Formen in der Absicht vermischt, die Medienkonsumenten zu täuschen, leidet die Glaubwürdigkeit sowohl der Redaktion, der Verleger als auch der Anzeigekunden der Gattung Zeitungen und Zeitschriften.
Nichts gegen neue Werbeformen. Aber wenn die Trennung zwischen Inhalt und Werbung als Haltung von Fundamentalisten erklärt wird, notabene im redaktionellen, nicht im werblichen Teil, läuft etwas falsch.