Für Facts wird’s eng

Der „Spiegel“ zeigt Muskeln und schafft Fakten. Noch in diesem Monat will das Hamburger Nachrichtenmagazin einen Schweizer Split lancieren, als Testballon und als Frontalangriff auf den Tamedia-Titel „Facts“.

Die Gerüchte kursierten schon eine Weile. Nun ist es offiziell, aber nicht wie vermutet. Der Spiegel eröffnet ein eigenes Nummernkonto in Zürich und realisiert mit eigenen Leuten selbst einen Swiss-Split. Wie Persoenlich.com meldet, soll eine Test-Ausgabe für den Schweizer Markt am 25. Juni erscheinen. Know-how wird dafür wohl Beat Balzli liefern. Der Spiegel-Redaktor kennt die Szene gut. Er war vom „Facts“ zum „Spiegel“ gestossen.   

Die Auflage für das rot-weisse Supplement soll 50’000 Exemplare betragen. Derzeit zählt der Spiegel pro Woche rund 20000 Abonnenten und Kioskkäufer. Nachdem der Versuchsballon abgehoben hat, will der Spiegel-Verlag das Resultat „sorgfältig auswerten“, wie Spiegel-Pressesprecherin Ute Miszewski, dem Rapperswiler Branchendienst mitteilte. Damit will das deutsche Nachrichtenmagazin, dass auch online über eine starke Stellung verfügt, den „Auftakt zu einer verstärkten Präsenz in der Schweiz“ markieren.

Aus dem Rennen scheint damit wohl Tamedia, die das kränkelnde „Facts“ gern mit dem kerngesunden Spiegel verbandelt hätte. Doch CEO Martin Kall hat offenbar zu hoch gepokert – und wird nun von den Hamburgern mit seiner eigenen Waffe geschlagen. Wir erinnern uns: Als die vorherigen Besitzer von „20 Minuten“ die Gratiszeitung nicht an ihn verkaufen wollten, drohte Kall so lange und heftig mit einer Konkurrenzpublikation, bis die Gegenseite weich wurde und die Cash-Kuh schliesslich doch abstiess.

Die NZZ am Sonntag hatte am Wochenende gemeldet (via blattkritik.ch), dass Tamedia mit den Spiegel-Leuten über „Facts“ verhandelt habe. Der Spiegel Verlag habe Interesse gezeigt, den Abonnentenstamm von Facts zu übernehmen und ihn mit einem Produkt zu beliefern, das eine Schweizer Split-Ausgabe enthält, hiess es in dem Artikel. Die Verhandlungen seien aber unter- oder abgebrochen worden. (pv.ch)