Ganz alltäglicher Diebstahl

„Copy & Paste“ ist zu einem wichtigen Werkzeug der schreibenden Zuft geworden. Welch wundersame Vermehrung die eigenen Inhalte mitunter erfahren, davon berichtet uns – aus dem Silicon Valley – der „Swiss Reporter“ Peter Sennhauser.

„Ich fühle mich geehrt, beklaut und nicht ganz ernst genommen“, beklagt der freie Korrespondent Peter Sennhauser, der für Schweizer Medien aus San Francisco über Technik- und Wirtschaftsthemen berichtet. Eine einfache Recherche bei der Schweizer Mediendatenbank SMD, dem „Ur-Google“ der Schreiberlinge, förderte einen Beitrag aus seiner Feder an unerwarteter Stelle zutage. Das von Edipresse verlegte welsche Magazin „Bilan“ brachte eine, wie Sennhauser selbst fand, „sehr gelungene Übersetzung“ eines grossen Beitrags über das Neuste aus dem Silicon Valley, die er im Januar für die Ringier-Zeitung CASH verfasst hatte. „So schön es ist, übersetzt zu werden: Dass mein Name nicht in der mehrseitigen Geschichte zu finden ist (wohl aber unter ‚Autor‘ in der Datenbank) kratzt am Stolz. Die Tatsache, dass ich noch nie mit einem Redaktor des ‚Bilan‘ gesprochen habe, geschweige denn ein solcher von mir die Rechte für den Artikel erbeten hat, kratzt überall“, erregt sich Sennhauser in seinem Tagebuch swissreporter.ch.

Damit haben Journalisten offenbar zu leben, meint der 40-jährige Journalist. „Ganz anders als Schriftsteller, Musiker und andere Künstler, die wegen der ‚Raubkopien‘ für den Eigengebrauch Zetermordio schreien“, oder vielmehr ihre Verlage. „Meine Toleranz endet genau dort, wo Verleger, die ständig über Preisdruck klagen und glauben, sich ihren Content demnächst kostenlos von den ‚Bürgerjournalisten‘ liefern lassen zu können, sich skrupellos an der Arbeit anderer bedienen. … Wenn jemand einen Übersetzer bezahlt, um geklaute Ware zu veredeln, und die Autorenzeile weglässt, auf die Freelancer nicht nur einen Anspruch haben, sondern angewiesen sind. Ganz im Stil von: Merkt er’s nicht, haben wir gespart. Merkt er’s, bezahlen wir halt noch eine Rechnung.“

Natürlich hat Sennhauser eine Rechnung an „Bilan“ nachgereicht. Sein Fall zeigt auch: Aufgepasst, der Content-Klau lauert überall. Wir hoffen, Kollege Sennhauser verzeiht uns, dass wir die Zitate aus seinem Bericht schamlos kopiert haben. (pv.ch)

Foto: © Peter Sennhauser

Nachtrag: Peter Sennhauser wundert sich über die wundersame Vermehrung seiner Geschichte, die den Weg in die Blogs und Medien-Websites wie dieser gefunden hat. „Schlecht abgeschrieben“, meint der Wahl-Kalifornier zu manchen Berichten. Seine „im ersten Ärger hingeschriebene“ Story über die Zweitabdruck-Panne wird „mehrfach verlinkt, zitiert, interpretiert und führt zu einem wahren Sturm im Wasserglas.“ Dabei war es eine Serie von Missverständnissen  und die Angelegenheit in gutem Einvernehmen erledigt, weiss Sennhauser einen Tag später. Die ganze verdrehte Geschichte hier…