Google in der Höhle des Löwen

Mit Spannung ist der Auftritt von Google am Verlegerkongress erwartet worden. Denn die Schweizer sind wegen des Urheberrechts im Clinch mit dem Internet-Giganten.

An Mitgliederversammlung und Pressekonferenz wetterten die Verleger-Chefs über die Einrichtung Google News, welche «ihre» Artikel ohne Urheberrechtsabgeltung nutze und damit neuen Inhalt kreiere. Falls man keine Einigung fände, behalte man sich rechtliche Schritte vor.

Am Tag danach durfte Andreas Schönenberger, Country Manager von Google Schweiz, seine Sicht darlegen. Er trat betont sanft und Kompromiss suchend auf, wollte den Verlegern offensichtlich aufzeigen, dass auch sie nur profitieren würden von Google News.

Google wolle die Informationen dieser Welt (Text, Bild, Video) organisieren und zugänglich machen. Plattformen wolle es bieten, um ordinäre Infos zu finden. Es wolle keinesfalls Inhalte besitzen. Beispiel: Google Earth besitzt die Dresdner Frauenkirche nicht, könne bloss auf einfache Art und Weise zeigen, wie es dort aussieht. Beispiel: Junge Frauen interessieren sich für eine Modell-Karriere, suchen bei Google, landen schliesslich auf der Site eines TVs, welches dazu eine Sendung mache. Daher bringe Google dem TV mehr Zuschauer.

Google News sei eine Plattform, die News so aufbereite, dass Internetuser über diese Plattform Zeitungsartikel im Netz fänden. Google News ordne Artikel, die zeitnah sind und häufig genutzt werden. Google News sei daher wichtiger Traffic Generator. Es bringe den Verlegern letztlich Visits und Page Hits – und das sei, was alle Sites suchten. Bis zu einem Viertel des Traffic auf den Medien-Seiten der Schweiz komme über Google zustande.

Schönenberger schloss mit dem chinesischen Sprichwort:  Wenn Wind aufkommt, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.

In der anschliessenden kurzen Diskussion betonte Schönenberger nochmals, Traffic habe Wert. Deshalb seien auch Verleger gefragt, wie sie mit Google zusammenarbeiteten, um Traffic zu generieren. Für Google stehe aber der Enduser im Zentrum – denn ohne den gehe es nicht.

Er sagte: «Wir machen nur den Teaser für die Artikel.»

Offen bleibt die Frage, wem das Urheberrecht an den Artikeln wirklich gehört. Google sicher nicht, den Verlegern, welche in den letzten Jahren einige Tricks anwandten aber auch nicht unbedingt. Gefragt sind auch die Journalisten, ihre Rechte wahrzunehmen. (pv.ch)