Die Jury der Stiftung Zürcher Journalistenpreis lässt sich nicht unter Druck setzen. Einer zweifelhaften Forderung, von Preisträgern nachträglich die gesprochenen Gelder zurückzufordern, erteilte die Jury eine klare Absage.
Die Geschichte ist lang und kompliziert. Sie handelt von Bankern, die unsauber arbeiteten, von Aktionären, die über den Tisch gezogen wurden, von Journalisten, die darüber schrieben, von Anwälten, die gegen die Beteiligten Millionenklagen einreichten, von Verlagen, die unter Druck gesetzt wurden, und von Medienleuten und Politikern, die sich für private Zwecke einspannen liessen. Es geht um Ehre und Recht, Berufsethos und Selbstverständnis, und um viel Geld. Und von Interpretationen einer Sache, die tatsächlich kaum jemand in seiner ganzen Berite und Tiefe kennt oder kennen will.
Wir beschränken uns hier auf einen Aspekt, die Forderung von zwei Vereinigungen aus der rechten Ecke, die von der Stiftung Zürcher Journalistenpreis, einer Institution des Zürcher Pressevereins, in offenen Briefen verlangten, zwei Preisträgern nachträglich den Preis abzuerkennen und die gesprochenen Gelder zurückzufordern. Gegenüber persoenlich.com hat Jury-Präsident Fredy Gsteiger, nachdem das zweifelhafte Ansinnen direkt beantwortet worden war, Klartext geredet. „Wir haben einstimmig beschlossen, den Autoren den Preis nicht abzuerkennen. Man habe damals die Gesamtleistung der Recherchen ausgezeichnet, welche auf gewisse Missstände und Probleme aufmerksam gemacht hat.“ Daran habe sich inzwischen nichts geändert, so Gsteiger weiter. „Es ist nach wie vor nicht erwiesen, wer Recht hat in dieser Angelegenheit“. Zudem wäre es sehr schwierig, wenn man nun anfangen würde solche Preise auf Abruf zu vergeben.
Die nächsten Preisträger, welche von der Jury bereits ausgewählt worden sind, können also beruhigt die Auszeichnung entgegen nehmen. Wer in diesem Jahr den Zürcher Journalistenpreis erhält, wird sich am Mittwoch, 6. Mai 2009, zeigen. Zur diesjährigen Preisverleihung hat sich übrigens Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf angemeldet, die über ihre Erfahrungen mit Druckversuchen aus der rechten Ecke und über Medien, die sich für private Zwecke einspannen lassen, sprechen wird. (pv.ch)
Fredy Gsteiger (Foto: SR DRS, Charles Benoit)