Helmpflicht für Tamedia-Mitarbeiter!

Die Architektur von Shigeru Ban fordert Opfer unter Tamedia-Mitarbeitern. Um Journalisten schützen zu können, braucht es eine Helmpflicht im neuen Gebäude. Mindestens.

Ausriss "Blick am Abend" vom 10. Juli 2013
Bild: Die Story in der Gratiszeitung „Blick am Abend“

Es hat lange gedauert, aber endlich hat der Boulevard die Geschichte um jene Tamedia-Mitarbeiter aufgegriffen, die im Neubau von Shigeru Ban reihenweise gegen eine Glaswand rennen, die sich stärker als jeder Tamedia-Mitarbeiter herausstellt.

Die Geschichte hat eine tragische Seite: Acht verletzte Tamedia-Mitarbeiter forderte die Glastür bisher, unter den Verletzungen waren eine gebrochene Nase und eine Gehirnerschütterung:

Aber auch eine lustige: „Tele-Züri“-Reporter David Karasek fängt vor dem Tamedia-Gebäude Mitarbeiter ab und drückt ihnen zur eigenen Sicherheit im Gebäude einen Helm in die Hand. Die Redaktion redet aus eigener Erfahrung, und man weiss auch schon, wie man das Problem löst, nämlich mit Vogelsilhouttenaufkleber.

Screenshot Tele Züri
Bild: Screenshot telezueri.ch

Wenn die Story jetzt weiterläuft nach den üblichen Mechanismen, geht es so weiter:

1. Es braucht mehr Sicherheit in der Tamedia-Redaktion, und das muss natürlich reguliert werden: Es braucht also Artikelserien, die Silhouttenaufkleber und eine sofortige Helmpflicht im neuen Tamedia-Gebäude fordern – zur Sicherheit der Mitarbeiter. Oder reicht es etwa aus, wenn Tages-Anzeiger-Chefredaktor Res Strehle sagt, es könne nicht sein, dass eine Türe im hektischen Alltag nur in Umrissen erkennbar ist?

2. Es braucht mehr Sicherheit in allen Büros, und das muss natürlich reguliert werden: Die Politik ist also gefordert, Silhouttenaufkleber und Helmpflicht umgehend ins Gesetz aufzunehmen. Welcher Politiker nimmt sich des Missstands an und startet einen parlamentarischen Vorstoss?

3. Sei an ein Zitat von Res Strehle erinnert. Er sagte am 27. Mai:

Der Neubau des japanischen Architekten Shigeru Ban ist fantastisch geworden, ein architektonischer Wurf, der die Wertschätzung der Tamedia für journalistische Arbeit zeigt.

Warum bloss tut niemand etwas gegen diese heimtückischen Glastüren? Und bitte jetzt keine Sprüche mit Redensarten, die irgendwas mit im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen zu tun haben.

„Tamedia: Nase gebrochen wegen neuer Glastüre“ (blick.ch)
„‚Tagi‘-Chef nimmt zum Glastür-Drama Stellung“ (blick.ch)
„Acht Verletzte – TeleZüri eilt zu Hilfe“ (telezueri.ch, Video, ab Minute 14)

Auf Twitter wird übrigens unter dem Hashtag #medienopfer diskutiert.

  1. Ein wirklich lustiger «Aufwasch» des «Glastür-Dramas» beim «Tagi»! Ich habe mit Vergnügen nochnals die Beispiele verfolgt, die eine Story zu einer Geschichte machten. Opfer sind jedoch nicht nur die bedauernswerten Kolleginnen und Kollegen der Tamaedia, nein, zum Opfer wurde auch der arme Genitiv. Wer nimmt sich des Missstands an, dass gefragt wurde, welche Politiker sich dem Missstand annehmen? Oder ist hier etwa irgendwann irgendeine Neuordnung des deutschen Sprachgefüges unbemerkt an mir vorbeigegschlichen?

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