«Hühner können himmlisch sein»

TA-Karikaturist Felix Schaad nimmt Stellung zu einer beanstandeten Karikatur und zum für ihn positiven Presseratsentscheid.

Hintergrund: Der TA hatte eine Weihnachts-Kolumne von Pfarrerin Käthi La Roche mit einer Schaad-Zeichnung illustriert. Sie zeigt Maria und Josef mit dem Kind im Stall. Darüber schwebt eine jubilierende Engelschar. Josef: «Zum Glück darf das Geflügel wieder ins Freie.» Ein Leser hatte beim Presserat Beschwerde dagegen eingereicht. Dieser sieht jedoch keine Verunglimpfung und weist sie als unbegründet zurück (www.presserat.ch/22380.htm).

PV.CH: Wie fühlst du dich nach dem «Freispruch»?
Schaad: So gut wie vorher – ich wusste gar nicht, dass da etwas läuft vor dem Presserat.

Hast du in diesem Fall eine Beschwerde nicht erwarten müssen?

Sie hat mich erstaunt, weil ich mir bei der Darstellung der Engel wirklich Mühe gegeben habe. Es war eine sehr liebevolle Zeichnung. Frau La Roche hat sie auch gefallen.

Wie oft werden deine Karikaturen beanstandet?
Selten.

Worüber regen sich die TA-Leserinnen und -Leser am ehesten auf?
Themen, bei denen es um Tiere und/oder Religion geht.

Wie im aktuellen Fall. Sind die Engel in deiner Karikatur nun Hühner? Oder sind alle Hühner Engel?
Hühner können himmlisch sein.

Zu welcher deiner Karikaturen gab es bisher am meisten Leserbriefe?
Zu den Türken, die die WM nicht als Fest betrachten können.

Wie reagierst du?
Man kann machen, was man will: Irgend jemand fühlt sich immer betroffen.

Gab es schon ernsthafte Bedrohungen?
Nein.

Wie sieht das positive Feedback aus, das du bekommst?
Kurze Emails, die meistens die generelle Qualität der Arbeit betreffen.

An welchem Thema zeichnest du gerade?
Zum neu entflammten Nahost-Konflikt. Das sind echte Probleme.

Felix Schaad (44) arbeitet seit 1999 für den Tages-Anzeiger. Neben den Karikaturen zeichnet er auch den Comic-Strip «Eva». (sut.)