Intellektuelles Hirnfutter

Wohin mit dem armen Intellektuellen? Die FAZ schreibt auf, woran er zu erkennen ist und fragt, ob es sich noch lohnt, einer zu werden.

Günter Gaus und Ludwig Erhard
Günter Gaus und Ludwig Erhard (Videostill: YouTube)

„Wie es bei ‚Maybrit Illner‘ im ZDF wirklich zugeht“ – diesen Bericht lieferte Studiogast Ulf Erdmann Ziegler bei der FAZ ab, nachdem er als Gast in der öffentlich-rechtlichen Sendung eingeladen war. Um es kurz zu machen, er war von den TV-Leuten des ZDF einigermassen enttäuscht:

Die wildesten Träume eines Romanciers hätten dies nicht antizipieren können: Die hatten sich nicht einmal meine Bücher besorgt. Sie kannten meinen Essayband nicht, in dem meine Kommentare zum Prozess gegen Magnus Gäfgen stehen, zum Verdacht gegen Woody Allen und zum türkischen Justizfall Marco Weiss. Sie wussten nichts von meiner Titelgeschichte in der Kunstzeitschrift „Monopol“ zum Nacktkinder-Thema im Juni. Sie hatten keine Ahnung, wie mein neuester Roman heißt – oder von Rezensionen -, ja dass es überhaupt einen gibt. Da war es, das Backstageteam einer der beliebtesten Livesendungen überhaupt. Hauptstadt Mitte. Und es hatte komplett versäumt zu recherchieren, wer dieser Studiogast war. Oder auch nur sein könnte. Wenigstens grob.

Ein paar Wochen später fragt nun die gleiche Zeitung, was es denn überhaupt noch zu tun gibt für den Intellektuellen, und ob es sich noch lohnt, einer zu werden. Im lesenswerten Text erwähnt Jan Grossarth auch die Gespräche von Günter Gaus („Spiegel“, Süddeutsche Zeitung):

Da sieht man, wie erkenntnisreich so ein Interview sein kann, wenn nicht inszenierte Konflikte und Gruppenhysterien das Ziel sind, sondern ein echtes Gespräch.

Auf YouTube hat Leonard Dietrich eine Playlist erstellt, in der einige dieser Gespräche von Günter Gaus mit den Grössen der deutschen Politik der 1960er-Jahre zu sehen sind: Ludwig Erhard, Willy Brandt, Herbert Wehner, Franz Josef Strauss, Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Rudi Dutschke. Die unter dem Titel „zur Person“ bzw. „zu Protokoll“ erschienenen Interviews sind in guter Ton- und Videoqualität und liefern echte Informationen über die Innenwelten der befragten Personen. Das ideale Hirnfutter für einen verregneten Sonntagnachmittag.

Die erste in dieser Reihe porträtierte Frau war übrigens Hannah Arendt: