Jollys Welt

Roger Schawinskis neues Buch über seine Zeit bei Sat1 wird gebührend angekündigt. In Interviews, Vorabdrucken und wohlwollenden Besprechungen inszeniert sich der Altmeister des privaten Fernsehbildes als flotter Hecht in trüben Karpfenteichen.

Grosses „Schawi-Wochenende“ (Werbewoche) bei Tamedia, dem Zürcher Aufkauf-Verlag, der ihn reich und zunächst funktionslos machte. Auf Hochglanz im TA-Wochenend-Magazin und auf gleich drei Seiten im grossen „Fokus-Gespräch“ der Sonntagszeitung blickt der Radio- und Fernsehpionier Roger „Jolly“ Schawinski auf seine tolle Zeit als Sat. 1-Chef zurück, in der er viele Höhen und Tiefen erleben durfte.

Der grosse „Blackout“, eines von Schawinskis gescheiterten Projekten und eines der grössten Flops der Sat1-Sendergeschichte, ist dem deutschen Zeit-Magazin ein Special wert. Die Frankfurter Allgemeine öffnet ihre knappen Klatschspalten, um alle die Namen zu nennen, mit denen auch Roger sein Buch verziert.

Kein Zweifel, sich in Szene zu setzen, dass kann der 62-jährige immer noch. Im September erscheint sein neues Buch „Die TV-Falle“. Darin beschreibt der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer seinen Alltag als Senderchef und die Welt von TV-Stars und Werbemillionen. Aber ihm geht es stets um mehr: Schawinski beleuchtet darum auch das intrigenreiche Zusammenspiel von Politik, Produktionsgesellschaften, Printmedien und Fernsehen, sowie den Niedergang der Fernsehkultur (der seit seinem Abgang erst recht voranschreitet).
Viele Hundert „Ich“ mutet er der Leserschaft in seinem Buch zu, in dem sich alles um die eigene Person dreht. Nun ist Roger wieder auf der Sinnsuche, könnte sich laut SoZ-Interview sogar vorstellen, wieder eine eigene Sendung zu moderieren. Aber wohl nicht hierzulande: „Nach Sat 1 nochmals in der 3. Liga zu spielen, reizt mich nicht. Aber eine eigene Sendung würde ich nach sechs Jahren TV-Abstinenz gerne machen. Ich habe dazu auch schon eine konkrete Idee.” Wir freuen uns darauf, Roger… (pv.ch)

Roger Schawinski, Die TV-Falle – Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft
mit zahlreichen Fotos und einem Personenregister
Kein und Aber Verlag, Zürich, 192 Seiten, Fr. 29.80
www.keinundaber.ch

Klappentext: „Drei Jahre war er Chef von Sat.1, führte den »Bällchensender« über einen radikalen Imagewechsel (»Sat.1 zeigt’s allen«) zum wirtschaftlich grössten Erfolg der Sendergeschichte. Unterhaltsam und durchaus selbstkritisch schildert Roger Schawinski den spannenden Alltag eines Senderchefs und spart nicht mit interessanten Details: Wie wird ein erfolgreiches Fernsehprogramm gemacht? Wirkt sich der Kampf um die Quote auf die Qualität aus? Was wissen die Macher über die Zuschauer? Wie kam das Sendeformat der Telenovela nach Deutschland? Wer entschied, welcher Mann Lisa Plenske in der letzten Folge von „Verliebt in Berlin“ an den Traualtar führen durfte?

Nicht zuletzt kommt der erfolgreiche Medienpionier auf die Verbindungen zwischen Politik, Produktionsgesellschaften, Printmedien und Fernsehen zu sprechen und regt dazu an, Fernsehkultur und rechtliche Rahmenbedingungen für das einflussreichste Mediums der Gegenwart neu zu diskutieren.

Aus dem Inhalt:
Sendergesichter • Produzenten und ihre Stars • Verliebt in Telenovelas • Die CSIisierung des Fernsehens • Der totale Blackout • Lizenz zum Gelddrucken • Die harten Kämpfe im TV-Dschungel • Öffentlich, rechtlich undredlich? • Ach, diese Zuschauer! • Das TV-Geschäft • Die Welt des Spots • So tappt man in selbst gestellte Fallen • Haim • Ab in die Zukunft • Meinlanger Weg zu Sat.1 • Personenregister