Journalismus an den olympischen Spielen

Soll Sportjournalismus politisch sein oder nicht? Die Antwort von Jacques Rogge, Präsident Internationalen Olympischen Komitees.

In wenigen Monaten beginnen die Olympischen Sommerspiele in Peking. Athleten aus über 200 Nationen werden an der Eröffnungszeremonie dieser Spiele teilnehmen, die als Symbol für die Öffnung Chinas gelten sollen. Die globale Performance Chinas wird ebenso wie die sportlichen Leistungen von vielen Beobachtern begutachtet und kommentiert werden.

Seit der Bekanntgabe der Gastgeberstadt 2001 haben diese Spiele viele Erwartungen geweckt, vor allem hinsichtlich eines Beitrags zum sozialen Fortschritt in China. Man hofft sogar, dass diese Spiele Einfluss haben könnten auf eine breit gefächerte Palette von Themen, die mit der Entwicklung Chinas zusammenhängen und die die rein sportlichen Aspekte weit hinter sich lassen.

Die olympische Bewegung lebt nicht auf dem Mond; der Sport hat selbstverständlich auch seinen Platz in unserer Gesellschaft. Es wird jedoch eine der grossen Herausforderungen sein, mit dieser Hoffnung Vieler umzugehen, die Olympischen Spiele könnten in irgendeiner Weise die Entwicklung Chinas beeinflussen.

Es ist verständlich, dass die Menschenrechts- und andere Organisationen sich die Olympischen Spiele auf ihre Flaggen geschrieben haben, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf China und auf die dort notwendigen Reformen zu lenken. Allerdings können die Spiele lediglich ein Anstoss zu einem eventuellen Wandel sein und keinesfalls das Allheilmittel.

Es ist irreführend zu glauben, das IOC könne die chinesische Regierung in Angelegenheiten unter Druck setzen, die nicht die Vorbereitung der Spiele betreffen, vor allem wenn es sich um Staatsangelegenheiten handelt, auf die das IOC sowieso keinen Einfluss hat. Dies war nicht Bestandteil des mit Peking unterzeichneten Vertrages, als der Stadt die Organisation der Spiele zugesprochen wurde. Bei allen vorangehenden Spielen gab es so etwas nie und wird es auch in Zukunft nie geben.

Allerdings – die Wandlung Chinas hat bereits begonnen, lange vor der Wahl Pekings zur Gaststadt für die Olympischen Spiele. Spezialisten bemerken in letzter Zeit immer grössere Fortschritte, insbesondere auf gesetzlicher Ebene Ausserdem hat die chinesische Regierung erkannt, dass noch mehr Reformen für Gesellschaft und Wirtschaft nötig sind. Dies war vor noch gar nicht so langer Zeit schlichtweg unvorstellbar.

                               

Jacques Rogge

Comité International Olympique

(Übersetzung: F. Derezynski / Bild: chinaeconomicreview.com)
Den ganzen Text findet man auf impressum.ch