Ringier bestätigt weitgehende Pläne für noch einen nationalen TV-Sender. Ob das Verlagshaus dafür den erfolgreichen Sender 3+ übernehmen wird, wird sich zeigen.
Geschickt hat Ringier die Meldung bei der Konkurrenz, der SonntagsZeitung, platziert. «Der unabhängige Schweizer Unterhaltungssender 3+ soll Konkurrenz erhalten», heisst es dort. Ringier plane ein eigenes TV-Programm mit viel Unterhaltung, mit Shows, Serien und Filmen aus dem Archiv. «Wir arbeiten auf Hochtouren an dem Projekt», bestätigt Unterhaltungschef und Ex-Sprecher Marco Castellaneta. In das Projekt eingebunden würden u.a. der «Blick» und Radio Energy. Geplant sei ein Programm, das über die herkömmlichen analogen Kabelnetze und auch digital verbreitet würde.
Nun mag man sich über die mögliche Konkurrenz freuen, die Ringier sowohl 3+ als auch SF machen will. Doch ein Blick in die Vergangenheit lehrt, zukaufen geht schneller als aufbauen. Und Verlage können viel Geld in den Sand setzen mit Neulancierungen. 3+, der schnörkellose und erfolgreiche Kleinsender, dürfte wohl bald ein Kaufangebot erhalten. Mit der Ankündigung – oder Drohung, mit viel Geld eine marktmächtige Konkurrenz hochzuziehen, hat sich bisher vor allem Tamedia profiliert. Zuletzt hat Ringier für die Energy-Konzession die Portokasse weit geöffnet.
Ringier glaubt offenbar, dass es möglich sei, in der Schweiz einen kommerziell erfolgreichen Unterhaltungssender zu betreiben, 3+ beweise das: «Der Zeitpunkt ist optimal, gerade auch weil sich die SRG nach eigenen Aussagen künftig mehr auf den Service public und Informationsangebote konzentrieren will», sagte Castellaneta in der SoZ (Artikel nicht online zugänglich).
Letzte Woche hatte Ringier die Verpflichtung der TV-Managerin Corinna Scholz vermeldet, die noch als Programmplanerin fürs Schweizer Fernsehen arbeitet. Bereits heute ist Ringier an PresseTV und am Schweiz-Fenster des deutschen Privatfernsehsenders Sat 1 beteiligt. Für Prosieben Schweiz produziert Ringier eine neue Model-Show, die ab September ausgestrahlt wird. Es dürften wohl genau solche Sendungen sein, die künftig auf Ringier-TV laufen könnten. Im ersten Halbjahr 2011 wollen die Ringier-Oberen entscheiden, ob und wann das Projekt umgesetzt wird, beziehungsweise, wieviel sie für 3+ hinblättern. (pv.ch)