Kritik den Kritikern

Als gäbe es nicht schon genug Diskurs. Ein nach langer Vorabeit demnächst zu gründender Verein, in den sich mehrheitlich konservative, alte Männer sammeln, will mitreden bei der Medienkritik.

Herbe Kritik muss der nach zweijähriger Vorbereitungen endlich gegründete Verein Medienkritik Schweiz einstecken. Eigentlich ist es eher Häme. „Im Internet gibt’s das ja schon“, ruft etwa Ronnie Grob dem Grüppchen zu und listet genüsslich die digitalen Aussetzer des Vereins auf, der eine Plattform für die medienkritische Diskussion schaffen und so zur Qualität der Medien beitragen will. Leider ging ob der Ankündigung und vermutlich wegen der langen Vorbereitungszeit die geplante Internetplattform Medienkritikschweiz.ch vergessen, die Website ist immer noch im Aufbau.

Als Präsident amtet der letzten Sommer in die Pension geschickte frühere Chefredaktor des St. Galler Tagblatts und Alt-NZZ-Redaktor Gottlieb F. Höpli. Er behauptet „Medienkritik ist in der Schweiz zurzeit nicht en vogue, ja sogar gefährdet“. Und dies „ausgerechnet in einer Zeit des Umbruchs der Branche“, so Höpli. Im Interview mit persöenlich.com legte er nach: „Der Schweizer Medienkritik fehlt es an System, Kohärenz und Nachhaltigkeit. Dies haben wir in einem zweijährigen Arbeitskreis festgestellt.“

Auf der im Kreise von bekanntermassen konservativen Medienpolitikern, Wissenschaftern und Praktikern angedachten Plattform sollen „verschiedene Akteure eine medienkritische Diskussion führen können“. „Natürlich müssten auch die interessantesten Blogs zum Thema Medienkritik darauf erscheinen“, sagte Höpli gegenüber der Depeschenagentur.

Im Vorstand des Vereins werden Doris Gerber Weber vom Verein Arbus, PR-Mann Andreas Jäggi vom Unternehmerforum Lilienberg, Philip Kübler vom Presserat, Präsident Höpli selbst und – als linkes Feigenblatt – Philipp Cueni von Edito Einsitz nehmen. Wer sonst noch mitmischt brachte NZZ-ras in Erfahrung. Im kommenden Januar soll dann der Verein, der von medienkritischen Unternehmern genährt wird, endlich zur Gründung reif sein. Wir freuen uns, mehr zu hören von den gemächliichen Kritikern. (pv.ch)

Nachtrag: ras. legt nach und übt ebenfalls Kritik an den Kritikern…gottliebhoepli.jpg

Gottlieb F. Höpli