Lakonische Sprache

Die Wochenendbeilage von Tagi, BaZ und BZ entlässt ihren Starschreiber in die freie Welt. «Magazin»-Chef Finn Canonica hat Reporter Erwin Koch, dem mehrfachen Träger des Zürcher Journalistenpreises und des Kisch-Preises, das Fixum gestrichen und damit faktisch vor die Tür gesetzt.

Erwin Koch, einer der profiliertesten Journalisten des Landes, im ganzen Sprachraum bekannt für seine einfühlsamen Reportagen und dafür immer wieder ausgezeichnet, dürfte das Ansinnen des Magazin-Leiters Finn Canonica mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben. Statt wie bisher über ein Fixum, mit dem Zeitungen ihre besten Köpfe für gewöhnlich an sich binden, solle Koch künftig pro Artikel honoriert werden. Anständig, aber eben doch nur fallweise und nach dem Gutdünken des Redaktors. Das berichtet der alte Zeitungsfuchs und Medienbeobachter Kurt-Emil Merki, der einst selbst für den Tagi und jetzt für das Aargauer Sonntagsblatt schreibt.

Koch habe, so Merki, an der Werdstrasse zuletzt als «ein Vertreter des 1980er-Jahre-Journalismus» gegolten. In der Magazin-Redaktion haben inzwischen Jüngere das Szepter übernommen. Sie üben sich in anderen Disziplinen als dies Reporter Koch tat.  Das heutige Magi sei nicht mehr jenes, schreibt Merki, «das mit aufsehenerregenden Reportagen und wortstarken Autoren Pressegeschichte geschrieben hat».

«Er hatte bei uns ein hohes Fixum. Ich will das Geld, das mir zur Verfügung steht, anders aufteilen», rechtfertigt sich Canonica gegenüber dem Sonntag. Und weiter: «Ich hoffe, dass er weiterhin als freier Mitarbeiter sechs- bis siebenmal pro Jahr für uns schreiben wird. Wir werden ihn pro Beitrag honorieren. Und zwar gut honorieren. Denn ich weiss natürlich um seinen Marktwert.» Dir Art und Weise, wie dies geschah, hat Erwin Koch offenbar vor den Kopf gestossen: «Man hat mir jetzt zu verstehen gegeben, dass ich mehr koste als nütze», liess er sich zu der pekuniären Causa zitieren. Koch wird dem knauserigen Tagi-Magi wohl nicht hinterher weinen («Wir weinen nicht» heisst sein bestes Reportagenbuch). 

Erwin Koch, geboren 1956, studierte Rechtswissenschaften in Freiburg und stiess schon früh als Redaktor zum damaligen Tages-Anzeiger Magazin. Als freischaffender Journalist für renommierte Zeitungen und Zeitschriften im gesamten deutschsprachigen Raum hat er sich einen Namen gemacht. Kochs Arbeiten, zumeist von seinem Schreibtisch an seinem ländlichem Wohnort im Mittelland zwischen Luzern und Aarau entstanden, wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem zweimal mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und zweimal mit dem Zürcher Journalistenpreis.

Er hat mehrere Bücher herausgebracht, für die er wiederum Preise einheimste. Ein Werkbeitrag für seinen zweiten Roman «Der Flambeur», den der Kanton Schwyz ausrichtete, war sogar dem Tamedia-Verlag ein Lobeswort wert: «Gelobt wurden seine erzählerische Ökonomie und seine lakonische Sprache, die ein Maximum an Wirkung erzielt», hiess es in einer Würdigung. Nun haben die erzählerische Ökonomie und die lakonische Sprache einen ganz anderen Klang erhalten. (pv.ch)

Erwin Koch (Foto: Rüffer & Rub)