Lebewohl mit Frau Bundesrätin

Alt-NZZ-Chefredaktuor Hugo Bütler hat am Tage seiner Pensionierung noch einmal auf der Bühne des nationalen Weltgeschehens mitreden dürfen. Sein Gast in der Sendung NZZ Standpunkte bei Presse-TV war Doris Leuthard.

Der Abschied nach so langer Zeit fällt keinem leicht, auch Hugo Bütler nicht. Nach fast vier Jahrzehnten im Dienst der alten Tante ist der langjährige Chef der Falkensträssler nun selbst ein alter Onkel geworden. Dass ihm zu aller letzt eine echte Magistratin die Ehre erweist und sich auf ein Palaver (Titel: „Tour d’Horizon“) einlässt, an dem neben Bütler wie immer auch Alt-Moderator Erich Gysling teilnahm, dürfte dem spröden Zuger gefallen haben. Die TV-Gesprächsrunde verlief ohne Höhen und Tiefen, immer wieder blickte Frau Bundesrätin Doris Leuthard mit ihren grossen Augen die beiden Fragesteller an und gab brav konzilliante Antworten auf die gestelzten Fragen zu ihrer Tätigkeit im Bundesrat, über die grossen Dossiers in ihrem Departement und über ihre Interpretation des „C“ von CVP.  

Fans von Hugo Bütler hoffen zwar noch, dass er die Sendung auch weiterhin moderiert. Das Format gilt unter Fernsehfreuden reifen Alters als ein bewährtes Schlafmittel. Doch die Sendung war die letzte, die von Hugo Bütler und Erich Gysling moderiert wird. Nach über zehn Jahren soll „NZZ-Standpunkte“ nun in neuer Form von neuen Moderatoren präsentiert werden.

Mit langen Elogen auf sein Wirken wurde Bütler im Tagi (durch Chef vom Dienst Hanspeter Bürgin) und in der NZZ selbst (durch Verwaltungsratspräsident Professor Conrad Meyer) gebührend verabschiedet. Hampi Bürgin nimmt darin die TV-Auftritte aufs Korn, die „jedem Fernsehprofi ein Graus“ seien. Und weiter: „Seine ausufernden Fragen sind bei Diskussionsteilnehmern und Publikum gleichermassen gefürchtet. In seiner steifen, belehrenden und arrogant wirkenden Haltung ist Bütler der Inbegriff des Anti-TV-Mannes, was ihn aber nicht im Geringsten erschüttert. Verwundert zieht er ob dieser Kritik die Augenbrauen hoch und verweist auf die 80 000 bis 140 000 Zuschauer, welche die Sendung schauen (‚mehr als selbst von SRG-Profis erwartet‘)“. Meyer ging besonders auf seine Skepsis gegenüber modischen Trends ein: „Bütler war kein Freund überstürzter Entscheidungen. Besonders zurückhaltend war er gegenüber schnelllebigen Modeerscheinungen im Medienmarkt. Rückblickend haben sich diese Vorbehalte als solide erwiesen, auch wenn die NZZ in den letzten Jahren kommerziell schwere Zeiten durchlebte.“

Seine Weggefährten bei der Neuen Zürcher Zeitung verabschiedet Bütler mit einem von ihm spendierten Z’Mittag, an dem er noch einmal die schöne Jahre Revue passieren lassen möchte. Eigentlich war dafür als Lokalität die NZZ-Kantine vorgesehen. Wegen übergrossem Andrang musste der Abschiedsschmaus aber in die Speditionshalle der Zeitung verlegt werden. Diese wird, das haben Hugo Bütlers Nachfolger schon eingefädelt, demnächst in ein In-Lokal umgebaut. (pv.ch)