Mal ehrlich zur Zeitungskrise

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ kümmert sich im Wirtschaftsteil mal um sich selbst, mit einem unbeschönigenden Text zur Krise der Zeitungen.

Screenshot faz.net
Bild: Screenshot faz.net

So sah der Wirtschaftsteil der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gestern aus:

Und ja, es ist wirklich ein sehr guter Text geworden, Rainer Hank hat mitgewirkt, der Ressortleiter Wirtschaft, Winand von Petersdorff-Campen, sein Stellvertreter, und Patrick Bernau, mit Jahrgang 1981 ein Mann der Internetgeneration.

Der ganze, lange Text verzichtet darauf, sich irgendwas schönreden zu wollen und gibt zu, dass man sich in einer ernsthaften Krise befindet. Wäre der gleiche Text noch 2007 eine echte Sensation gewesen, so löst er 2014 nur noch zustimmendes Nicken aus bei den Lesern. Trotzdem ist die ernsthafte, ehrliche, unbeschönigende Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen eine erfreuliche Entwicklung, die auch in der Schweiz spätestens seit dem Verlegerkongress von 2013, wenn auch sehr gemächlich, nach und nach einsetzt. Leider verabschieden sich nach wie vor viele Zeitungsverleger sofort von jeglicher Redlichkeit und vom Willen zur Aufklärung, sobald es um die eigene, kritischer werdende Situation geht – was in den Zeitungen zum Leistungsschutzrecht für Presseverleger geschrieben wurde und wird, ist ein unrühmliches Beispiel dafür.

Die FAZ schreibt dagegen einfach mal, wie es ist:

Wir Journalisten haben das Monopol als Experten für Nachrichten und Kommentare ein für alle Mal verloren. Für die Leser ist die neue, vielfältige Welt großartig. Die Journalisten allerdings sind entmachtet. Ihre Hoffnung bleibt, dass sie doch noch gebraucht werden. (…)

Wie also geht es weiter mit der Zeitung? Zwei Szenarien können wir uns ausmalen. Das erste trägt den Arbeitstitel: Es wird böse enden. Die Finanzierungsbasis der klassischen Zeitungen erodiert. Ein großes Zeitungssterben setzt ein. Einige Verlage retten sich, indem sie die alten Nebengeschäfte im Internet ausbauen, ihre Zeitungen aber aufgeben. In Gefahr geraten selbst die großen Namen.

Die Werbepreise bleiben unter Druck und sinken. Noch nicht mal die Websites, die heute profitabel scheinen, sind noch sicher. Mit den Redaktionen gehen die Nachrichtenagenturen unter, die heute ja ein paar rudimentäre Nachrichten bis auf die Websites der E-Mail-Dienstleister bringen. Noch sieben Jahre wird es die gedruckte Zeitung geben. Dann ist Schluss – so orakeln gestandene deutsche Verleger. Auch nach dem Untergang der Zeitung werden die Menschen nicht verdummen.

Auch wenn Texte zur Zukunft der Zeitung in aller Regel nur noch langweilen, dieser hier ist lesenswert, weil er endlich mal „in eigener Sache“ aufschreibt, was Sache ist. Traurig nur, dass es 2014 werden musste, bis sowas möglich wurde.

„In eigener Sache“ (faz.net)