Man schreibt sprichwörtlich voneinander ab

Das Internet fordert den wichtigsten Bereich journalistischer Arbeit heraus: Die Qualität der Recherche steht online wie offline auf dem Prüfstand. Laut einer deutschen Studie lieben Journalistinnen und Journalisten das Copy-Paste-Prinzip.

Die Recherche im Internet gewinnt für Journalisten zunehmend an Bedeutung. Insbesondere die Schnelligkeit der Informationsbeschaffung und die Vielfalt der Informationen bieten erhebliche Vorteile. Doch aus veränderten Rahmenbedingungen in Redaktionen erwachsen auch Risiken und Qualitätsmängel. Eine Überprüfung von Online-Quellen findet nur selten statt. Und: Journalisten greifen bei ihrer Recherche im Netz vornehmlich auf andere journalistische Erzeugnisse zurück anstatt auf Primärquellen wie etwa Websites von politischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Einrichtungen.

Man schreibt also sprichwörtlich voneinander ab. Prof. Dr. Marcel Machill von der Universität Leipzig, der die Studie «Journalistische Recherche im Internet» im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) geleitet hat, beobachtet in diesem Zusammenhang eine gesteigerte Selbstreferentialität im Journalismus: «Computergestützte Recherche macht es den Medienschaffenden noch einfacher, schnell nachzuschauen, was die Kollegen zu einem aktuellen Thema erarbeitet haben.»

Gemeinsam mit seinem Team hat er in Deutschland insgesamt 34 Medienangebote (Tageszeitungen, öffentlich-rechtliche und private Radio- und TV-Sender, redaktionelle Onlineangebote) untersucht. Über 600 Journalisten wurden schriftlich befragt und zusätzlcih 235 Journalisten bei ihrer Arbeit beobachtet. Eine Zusammenfassung der Studie «Journalistische Recherche im Internet» kann hier downgeloaded werden. (pv.ch)

                                    
 Laut der Studie «Journalistische Recherche im Internet» wird immer 
          mehr abgeschrieben als recherchiert. (Bild: lfm-nrw.de)