Medienkritik: Zum neu gestalteten «Facts»

Von Bernhard Sutter

Das neue «Facts» überzeugt – auf jeden Fall vom Erscheinungsbild her. Es wirkt aufgeräumt, frisch. Es ist klar, leserlich. Keine Augenweide zwar, muss ein Nachrichtenmagazin nicht sein, aber es regt zum Lesen an. Die Facts-Buchstaben auf dem Cover sind immer noch in (einer Art) Rot gehalten und nicht (wie vor Wochenfrist bildlich angedroht) gelblich-grün. Negativ aufgefallen sind einzig: zu kleine Titel, zu barocke Interviewschrift, ein Lebensart-Fotoauftakt, der ans «Magazin» erinnert. Das Wichtigste an jedem Redesign hat AD Adrian Hablützel jedoch geschafft: Der treue Abonnent findet sich ohne grosse Umgewöhnung zurecht, der Erstkäufer fühlt sich trotzdem angesprochen. Nun wars ja aber nicht so, dass das alte «Facts» unmodern oder unleserlich gewesen wäre – es lief einfach nicht. Deshalb interessiert vor allem die inhaltliche Erneuerung. Letztlich muss CR Andreas Durisch darüber die Auflage steigern. Und da präsentiert sich «Facts» gewohnt solid – aber, zumindest in der ersten Nummer, leider ohne Scoop oder Überraschung. Abgehandelt werden in üblicher Mache die üblichen Themen. Käufer fragen sich heute Abend wohl, wo der Mehrwert gegenüber den Tageszeitungen liegen soll, der den ausgegebenen Fünfliber lohnt. Und doch: Er ist da, allerdings noch immer ein wenig versteckt und unter Wert verkauft (wie eigentlich schon seit 1995). Da gibts die Trouvaillen in den Kleingefässen, da gibts die Näher-ran-Storys wie über die Piloten-Söldner, da gibts das unterhaltende Interview, da gibts das «intime» Porträt von Condoleeza Rice als Harmonie süchtige Pianistin (hinter «Lebensart» im «Ausland» versteckt als Konzession an hoffentlich noch zu gewinnende Leserinnen). Die «Facts»-Macher liefern nach wie vor Top-News – ihnen sind einfach noch ein paar Primeurs und Knüller zu gönnen, um ihr solid gemachtes Magazin auf eine eben solche wirtschaftliche Basis zu führen.
PS. Die bösen Strichzeichnungen von Karikaturist Peter Gut sind von der prominenten letzten Seite leider nach weiter vorn im Heft «befördert» worden.

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